Warum wir manchmal mit den Nerven am Ende sind
(lro-db020-b01) Unsere seelische Gesundheit ist in der Regel von unserem inneren Gleichgewicht abhängig. Dabei spielt unser Hormonsystem die entscheidende Rolle. Die Zirbeldrüse, der Hypothalamus und vor allem die Hypophyse schütten die zentralen Hormone aus, die im Weiteren alle anderen Hormondrüsen in unserem Körper steuern. Dieser Hormoncocktail in unserem Blut bestimmt wie wir uns fühlen, in welcher Weise wir handeln, wie leistungsfähig wir sind und vor allem ob wir gelassen oder sogar mit den Nerven am Ende sind.
Unsere initialen Hormondrüsen sind also in der Hauptsache in unserem Gehirn ansässig und infolgedessen eng mit unserem Denken verbunden.
Hormonsystem
Unser Hormonsystem befindet sich nur dann im Gleichgewicht, wenn auch unsere Denkprozesse im Gleichgewicht sind. Dann funktionieren unsere Selbstheilungskräfte, wir haben genug Lebensenergie und wir können alle Alltagsherausforderungen zufriedenstellend meistern. Stellt sich also die Frage, warum das Gleichgewicht unserer Denkprozesse manchmal beginnt zu kippen, und es infolgedessen zu einer Gefahr für unsere seelische und körperliche Gesundheit kommt.
Bereits fernöstliche Religionslehren haben schon vor Tausenden von Jahren erkannt, dass nur die Synchronität beider Körperhälften zum sogenannten „Inneren Frieden“ und zu Lebenserfolg führt.
Dies haben im Übrigen auch unsere Gehirnforscher festgestellt. Als sie zum Beispiel Einsteins Gehirn untersuchten, bemerkten sie, dass besonders die neuronalen Verbindungen zwischen den beiden Gehirnhemisphären (Corpus callosum) bei ihm außergewöhnlich stark ausgeprägt waren. Die Neurologen vermuteten, dass sein Genie eine Folge des intensiven Informationsaustauschs zwischen seiner linken und rechten Gehirnhälfte gewesen sein musste.
Wir erleben Harmonie und Erfolg, wenn wir in unserem Gehirn beide Gehirnhemisphären gleichermaßen einsetzen.
Wenn wir jedoch unser Gehirn zu einseitig nutzen, erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Hälfte unseres Gehirns stark überlasten, was in ein psychologisches Extrem münden kann, wie z.B. die Überreizung des neuronalen Systems. Insbesondere Hochsensible leiden häufig an einem überbelasteten Nervenkostüm.
Die beiden Gehirnhemisphären
Die Vermutung liegt daher nahe, dass manche Hochsensible ihr Gehirn zu einseitig beanspruchen. Welche der beiden Gehirnhemisphären dies sind, beantwortet ein Erklärungsmodell aus der klassischen Psychologie. Dort wird beschrieben, dass insbesondere die hochsensiblen Themen wie z.B. Intuition, Spiritualität sowie emotionales Denken eher der rechten Gehirnhemisphäre zugeordnet werden.
Es ist infolgedessen mehr als wahrscheinlich, dass Hochsensible speziell diese rechte Gehirnregion im Übermaß für die Bewältigung ihres Alltags einsetzen.
Solche Menschen laufen also permanent Gefahr, einerseits die rechte Gehirnhälfte (die im Übrigen die linke Körperhälfte steuert) zu sehr zu beanspruchen, und andererseits die neuronalen Netzwerke der linken Gehirnhälfte, die z.B. für Handlung, Rationalität und Analyse zuständig ist, zu sehr außer Acht zu lassen. Es besteht ein Risiko für einen nervenbedingten Datenstau – Überreizung wäre die Folge.
Hochsensible haben in ihrem Leben wahrscheinlich zu lernen, die linke Gehirnhälfte mehr zu aktivieren, um das Gehirn entlasten zu können
Jedoch leben wir in einer Zeit, in der die Zahl der Burnout-Syndrome exorbitant zunimmt. Aber auch die große Masse von Menschen, die schon bei Trivialitäten überreagieren, permanent überreizt sind, unter zahlreichen Ängsten leiden oder sogar eine übersteigerte Aggressivität an den Tag legen, lässt vermuten, dass wir es heute fast mit einer Epidemie der einseitigen Nutzung unserer Gehirne zu tun haben.
Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass dies allein auf den Charakterzug Hochsensibilität zurückzuführen ist.
Zumal, laut der Pionierin für Hochsensibilität Elaine Aron, nur etwa 10-15 Prozent der Bevölkerung hochsensibel sein könnten. Auch ich musste in meiner früheren Tätigkeit als Coach regelmäßig feststellen, dass viele normalsensible Ratsuchende sich als hochsensibel einstuften, weil sie nicht bemerkten, dass lediglich ihr Nervensystem überlastet ist. Dennoch ist es im höchsten Maße verwunderlich, dass in diesen Fällen die exakt gleichen Lebensumstände wie bei Hochsensiblen beschrieben wurden. Es stellt sich also die spannende Frage:
Warum werden ursprünglich Normalsensible zu Hochsensiblen?
Wahrscheinlich ist es unerheblich, welche Hälfte des Gehirns es ist, die unter einer Art Datenstau leidet. Während es bei Hochsensiblen zur Überreizung der rechten und zur Unterreizung der linken Gehirnhälfte (zu viel Intuition, 6. Sinn, Ahnungen, Spiritualität, Bilder, etc.) kommt, führt der umgekehrte Fall, wenn die linke Gehirnhälfte überreizt und die rechte unterreizt ist (zu viel Handlung, Ratio, Analyse, Kontrolle, etc.) augenscheinlich zum gleichen Effekt, dann ist die Fähigkeit intuitiv zu agieren (rechte Gehirnhälfte) eher unterentwickelt: Intuitive Denkmuster und Lebenstechniken sind nicht Bestandteil des Alltags.
Das heißt, um die große Masse der nervlich angeschlagenen Menschen erklären zu können, kann es nur eine Antwort geben: Es muss mittlerweile eine große Zahl von Normalsensiblen geben, die ihre linke Gehirnhälfte im Übermaß beansprucht (Aktivität, Kontrolle, Analyse etc.), aber gleichzeitig die Nutzung der rechten (Intuition, emotionales Denken, innere Bilder etc.) zu sehr außer Acht lässt.
Die zunehmende Anzahl von Normalsensiblen, die mit ihren Nerven am Ende sind, ist mehr als auffällig
Möchten infolgedessen Psychologen, Therapeuten oder Seelsorger nervlich angeschlagenen Ratsuchenden helfen, ist es im ersten Schritt elementar wichtig zu erkennen, ob es sich um einen rechtsgehirn-denkenden oder eher um einen linksgehirn-denkenden Menschen handelt. Es ist zu klären, ob Überlastungssyndrome auftreten, weil durch Intuition empfangenes Wissen im Alltag nicht umgesetzt wird oder, ob nervliche Überreizungszustände auftreten, weil Lebenskonzepte verfolgt werden, denen jegliche intuitive Basis fehlt. Oder anders formuliert:
Leidet ein überreizter Mensch unter einem „Empfänger“-Syndrom (Intuition ohne Handlung) oder unter einem „Sender“-Syndrom (Handlung ohne Intuition)?
In dem ersten Fall muss er trainieren, mehr zu agieren und zu handeln. Im anderen Fall sollte er sich mehr auf eine intuitive, annehmende und vor allem mit dem Alltag mitfließende Lebensphilosophie fokussieren, um wieder in ein nervliches Gleichgewicht zu kommen.
Eine nervliche Überempfindlichkeit deutet immer auf ein Ungleichgewicht zwischen der linken und rechten Gehirnhemisphäre hin.
Fairerweise muss natürlich auch erwähnt werden, dass alle Menschen dahingehend genetisch vorgeprägt sind. In der Regel ist immer eine der beiden Gehirnhemisphären von Geburt an dominant. Um selbst abschätzen zu können, ob man eher ein Links-Gehirn-Typ oder ein Rechts-Gehirn-Typ ist, helfen folgende Anhaltspunkte:
- Treten z.B. bei Krankheiten die Symptome auffällig oft nur auf der linken Körperhälfte (Konflikt rechte Gehirnhemisphäre) oder auf der rechten (Konflikt linke Gehirnhemisphäre) auf.
- Bin ich ein Rechtshänder oder ein Linkshänder?
- Ist eher das rechte Auge dominant (linke Gehirnhemisphäre) oder das linke (rechte Gehirnhemisphäre)? Quelle: https://bewusstekommunikation.com
Sicher ist es sehr schwierig, diese Frage aus dem Handgelenk zu beantworten. Dies ist aber auch nicht der Punkt.
Es ist viel wichtiger zu erkennen, wenn seelische oder körperliche Probleme auftreten, dass es in unseren Denkprozessen ein Ungleichgewicht bzw. eine Einseitigkeit gibt, das wieder ins Lot gebracht werden muss.
Denken Sie an das größte Genie aller Zeiten (Quelle: https://www.wissenschaft-aktuell.de/). Nur wenn wir die goldene Mitte finden, können wir nachhaltig seelisch und körperlich gesund bleiben und vor allem das erreichen, wonach wir uns alle sehnen:
Den inneren Frieden finden
Luca Rohleder, Gründer dieses Netzwerks und Autor von:
Luca Rohleder
Die Berufung für Hochsensible
Wie feinfühlige Menschen besser loslassen, ihr Urvertrauen stärken und berufliche Erfüllung finden können
ISBN 9783981571141
Danke für diesen Artikel.
Josh, ich fand in ihren Worten eine, für mich, sehr zutreffende Aussage bzgl. der projizierten Gefühlen. Das hat mir gerade die Augen für meine derzeitige Situation geöffnet. Ich fühle mich vom Alltag überfordert, schaffe es nicht mich ins Gleichgewicht zu bringen, leide und erfahre keinen Rückhalt. Es schmerzt und ich will, dass meine Mitmenschen meinen Schmerz spüren. Ich streite mit ihnen und werte sie ab, so wie ich mich fühle (sonst bekommt ja jede andere hin, was ich wohl nicht schaffe ). Ich würde jetzt behaupten, dass bei mir beide Gehirnhälften überlastet sind, werde es aber weiter beobachten.
Zusätzlich werde ich, bevor ich austeile, erst mal versuchen in mich zu gehen und zu fühlen.
Danke für die ganzen Kommentare. Das tut gerade heute gut, zu wissen, dass ich nicht alleine bin.
Das beste Buch das ich seit langem gelesen habe und Tore die sich geöffnet haben über mich und mein Leben … danke dafür …
Na prima. Ich habe mich schon vor Jahren für eine HSP gehalten. Dazu kam dann die Diagnose schizoide Persönlichkeitsstörung.
Aber es wird mir bis heute unmöglich gemacht mich soweit in einen erträglichen Abstand zurück zu ziehen um auch am Leben teilhaben zu dürfen. Immer nur die gesellschaftlichen Normen. Individualität gibt es da wohl nicht. Es sei denn ich ziehe mich auf Hartz 4- Niveau zurück und nehme an wöchentlichen Basteltreffs und Frühstücksgruppen von Einrichtungen für psychisch Kranke Teil (super Sache, aber nicht für mich).
Ich zerbrechen hier an einem „andere müssen das doch auch“. *seufz* und LG!
Aus eigener Erfahrung plus, weil ich Psychologie fertigstudiert habe, möchte ich dazu sagen: Schizoide Persönlichkeitsstörung muss nicht unbedingt stimmen, es könnte sich auch um unerkannten Asperger- Autismus handeln(ist im Endeffekt eine Form von Hypersensibilität/Anders gestrickt sein–Wrong Planet Syndrom wird es im Englischen genannt)- weiß ich aus eigener Erfahrung. Allerdings sollte man da nicht so auf die schnelle blind googeln, sondern kritisch näher nachlesen, ob das was mit dir zu tun haben könnte. (Muss natürlich nicht stimmen, aber kann. Und wird bei Frauen fast nie entdeckt, kaum eine Fachperson kennt sich bisher damit im deutschen Sprachraum aus).
Bewusst ist mir das alles und ich erkenne mich da total, aber wie kann ich die linke Gehirnhälfte aktivieren?
Versuche mal deine Gefühle von verschiedenen Seiten zu betrachten. Dadurch kann man sich von einer gewissen Einspurigkeit zu einem komplexeren Denken hinbewegen
Kann ich nur bestätigen. Arbeite eine Weile schon daran meine Intuition mehr in meinen Alltag zu integrieren. Seit dem geht es mir deutlich besser!
Hier noch mal eine Erklärung zu finden bestärkt mich. Danke
Interessanter Artikel!
Also… HSP, linksgucker, linkskranker, beidhönder…
Was bedeutet das nun?
Insgesamt einfach den Ausgleich im Blick behalten!?
Ich kann mich mit BEIDEM (s.u.) identifizieren. Wie geht das? Von PTBS Betroffene und Borderliner haben i.d.R. ein unfriedliches, belastendes Gefühl von innerer Leere. Traumatisierte (geborene) HSP sind möglicherweise genauso ohne innere Basis (weil in defizitärem Bewusstseinsmodus seiend – ich nenne mein Leben bis zu meinem spirit. Erwachenserlebnis als „halb-bewusstloses, selbst-vergessenes, orientierungsloses Durchs-Leben-Wandeln“) wie „erworbene“ oder „Para-„HS. Die folgende [modifizierte] im Blogartikel-Text zu findende Textpassage stellt eine „Entweder-oder“-Frage, deren „Sowohl-als-auch“-Beantwortung (also eine doppelte Bejahung) aussagte, was bei mir – mal mehr das eine, mal mehr das andere – der Fall ist:
„Treten Extreme der nervlichen Überbelastung auf, weil die durch die Intuition empfangenen Informationen nicht in die Tat umgesetzt werden oder treten Überbelastungen auf, weil Handlungen erfolgen, denen jegliche innere Basis fehlt, weil die „Innere Stimme“ der Intuition nicht mehr [resp. noch nicht wieder (als solche klar identifizierbar)] hörbar ist?“
Weil ich gerade wieder hier bin, um noch andere Artikel zu lesen, nun noch eine Ergänzung, die ich im ursprüngl. Kommentar vergessen hatte einzuflechten:
Zu den PTBS-Betroffenen und Borderlinern vergaß ich „Schizoide“ hinzuzufügen. Ich selbst habe eine schizoid-depressive (nach Riemann) oder mitunter schizothyme selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstruktur. Schizoid(-Depressiv)e sind wohl eigentlich chronisch überstimulierte und/oder schon depressive respektive gar traumatisierte und/oder bindungsgestörte HSP … Wegen der HS sind sie besonders vulnerabel und sind im Falle einer – daher viel eher möglichen – Traumatisierung (in der frühen Kindheit) dann gezwungen, ihre übermächtigen Gefühle/Emotionen zu unterdrücken [oder gar nicht erst bewusst (und differenziert) wahrzunehmen], wenn sie sich nicht in einer für sie wirklich sicheren Bindung zu einer für sie vertrauenswürdigen Bezugsperson befinden, die den emotionalen Schutzaum halten kann und hält, damit sich der Betroffene öffnen und seine Emotionen entäußern kann. Denn wer sich öffnet, zeigt sich verletzbar … und in unserer noch immer kranken Gesellschaft – v.a. bis hinein in die Familiensysteme -, deren Mitglieder viele ständig am projezieren sind und die eigenen unbewussten seelischen Schmerzen (und abgewehrten Gefühle) bei anderen erleben wollen, anstatt sie heilsam selbst zu durchleben, ist es [nicht nur] für HSP oft eben das vollständige Unterdrücken der Gefühle/Emotionen und Coolness-/Kälte-/Unberührtheit-Vortäuschen, das gegenüber den [potenziellen] Feinden Stärke/Unabhängigkeit und keine Blöße/Verletzlichkeit demonstrieren soll. Dass man dadurch natürlich selbst auch schnell zu so einem projizierenden Verhalten kommt, wenn man keine gesunde/ausreichende Emotionsregulationsfähigkeit/-möglichkeit dafür hat, ist dann die Kehrseite der Medaille. Soweit meine These – teilweise allerdings nicht nur meine (s. z. B. Fritz Riemann: „Grundformen der Angst: Eine tiefenpsychologische Studie“) …
Zur Schizoidie ein empfehlenswerter Blogartikel: http://www.geistundgegenwart.de/2012/01/schizoid-die-angst-vor-dem-ich-verlust.html
Zur selbstunsicheren/ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstruktur bis -störung: http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/selbstunsicherheit.html
Sensibilität aus medizinischer Sicht: https://www.seminare-ps.net/ipad/ipad_SENSIB_Samuel_Pfeifer_Seminarheft.pdf
Ich könnte hier noch so viel verlinken, aber belassen „wir“ es jetzt mal bei obigem, was mir grade als erstes einfiel … 😉
Vielen liebsten Dank dafür
Sehr geehrter Josh,
ein sehr interessanter Kommentar…beim Lesen über die abgewehrten Gefühle versah ich mich und las statt dessen das Wort abgewertete Gefühle. Das war für mich jedoch eine Erkenntnis insofern, dass unsere frühen Bindungspersonen genau dies taten, nämlich unsere Wahrnehmungen und Gefühle abzuwerten bzw. als falsch oder nicht angemessen darzustellen. „Ach das tat doch gar nicht weh “ usw… Lernen wir also, uns selbst und unsere Empfindungen liebevoll anzunehmen, sie sind niemals falsch. Und die Menschen in unserem Umfeld, die es wieder versuchen, sollten wir einfach meiden, statt uns irgendwelche Diagnosen aufstempeln zu lassen. Mir hilft immer wieder der Satz von Freud: „Bevor Sie bei sich selbst Antriebsschwäche oder gar Depressionen diagnostizieren, stellen Sie sicher, dass Sie nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben sind.“
Unsere Aufgabe ist es, liebevolle und passende Mitmenschen zu suchen.
Das Wichtigste ist es jedoch, die einstigen Verletzer (meist Eltern oder Geschwister oder andere) zu konfrontieren mit ihrem damaligen blöden Verhalten. Das habe ich nach Jahren des Leidens getan, und es war das Heilsamste und Wichtigste in meinem Leben. Die abgewehrten Gefühle wie z.B. Wut auf die Verursacher zu erfassen und ihnen gegenüber das auszudrücken, was damals nicht in Ordnung war. Dann werden wir erwachsen und frei. Das erfordert Mut, ja, aber es passiert nichts. Tun wir das nicht, bleiben wir in unserer Angst gefangen und halten uns für selbstunsicher-vermeidend. Ich habe meine Mutter zur Rede gestellt und und die Dinge benannt, die sie mir angetan hat (Abwertung, Lächerlich machen vor den Geschwistern, Vertrauliches weiterplappern usw… OHNE wiederum sie komplett abzuwerten, sondern zu differenzieren. „Nein, es war nicht alles schlecht, und für dies und jenes bin ich dir sehr dankbar. ABER diese Dinge (genau benennen) waren wirklich Sch……
Auf diese differenzierte Art konnte sie es dann anhören. Und als sie es aber auch wieder abwehren und als Quatsch hinstellen wollte, bin ich gut bei mir geblieben „Doch, so war es.“ und habe sie gespiegelt. „Wie hättest du dich denn gefühlt, wenn….“ und habe Beispielsituationen benannt.
Auf diese Art habe ich mich befreit.
Sich empören ist möglich und wichtig!
Ich wollt nur mal ein Danke reingrätschen….
Die Kommentare sind gerade beruhigend, auf den Punkt gebracht (Danke Josh) und Mutmachend (Danke Katha)!
Liebe Katha,
vielen Dank für diese wunderbare praktische Ausführung zu diesem hochinteressanten komplexen Thema. Jetzt kann ich mir vorstellen, wie ich damit umgehen kann.
Diese Tür zu meiner Mutter möchte ich so gerne endlich durchdringen… finde allerdings den Schlüssel nicht um sie zu öffnen und mich dieser Aussprache zu stellen… ich habe mich vor 6 Jahren zurückzogen und den Kontakt abgebrochen um mich zu schützen… in Gedanken bin ich diese Konfrontation nächtelang und mit bitteren Tränen durchgegangen… ich schaffe es einfach nicht hinzufahren (600 km) und ihr alles zu sagen… wobei sie sicherlich weiß, warum und weshalb es zu diesem Bruch meinerseits gekommen ist… meine Brüder haben sich quasi im Anschluss gegen mich gestellt und das schmerzt sehr. Sie verstehen es einfach nicht oder wollen es nicht… Keiner sucht den Kontakt zu mir um es vielleicht ansatzweise zu verstehen was ich erleben musste… ich habe überlegt zu schreiben… das wäre allerdings unendlich… dann wiederum dachte ich, ich nehme alles auf und schicke ihr eine Audiodatei … das habe ich emotional nicht geschafft … die Zeit drängt, sie sehr krank und ich weiß, das es mich befreien würde mit ihr zu sprechen und alles sagen zu können ohne Angst zu haben vor ihren narzisstischen Grausamkeiten… Ach eigentlich wollte ich Dir nur danken für Deine Inspiration die ich durch das Lesen hier erfahren durfte… Es tat mir jetzt gerade so gut, meinen innerlichen Stau ein wenig zu verlassen… Dankeschön
Danke Katha!
Ich befinde mich an der Stelle der Konfrontation meiner Kindheitswahrnehmungen mit meinen Eltern, bereits seit fast einem Jahr.
Schwierig!
Ich spüre ihre Not von damals und heute.
Mir würde ein Hinschauen, eine Anerkennung des Geschehenen ohne Schuldzuweisung und Rechtfertigung reichen.
Aber auch das scheint unmöglich.
Vielleicht braucht es auch seine Zeit, um wirken zu können und möglich zu werden.