Warum Hochsensible ihre Gefühle so oft unterdrücken
(shi- db139) Erfahrungsgemäß unterdrücken viele Hochsensible ihre Gefühle öfter als sie denken. Die Hauptursache ist in der Vergangenheit zu suchen. Den meisten Hochsensiblen wurde in ihrer Kindheit gespiegelt, dass sie „zu viel“ sind:
- zu viele Gefühle
- zu viele Ängste
- zu viel Weinen
- zu viel Wut
- zu viel Schüchternheit
- zu schnell beleidigt.
Wir haben für uns daraus geschlussfolgert, dass wir nicht gut so sind, wie wir sind und haben angefangen uns anzupassen.
Wir haben gelernt, unsere Gefühle zu kontrollieren, nicht mehr so schnell in Tränen auszubrechen, unsere Ängste mit uns auszumachen, unsere Wut hinunterzuschlucken.
Wir wollten einfach nicht mehr als anstrengend und schwierig gelten. Im Gegenzug dazu haben wir gemerkt:
„Ey voll gut. Ich bin ja empathisch. Ich kann ja spüren, was andere brauchen, damit sie sich um mich herum wohl fühlen.“
Also war unser eigentlich sehr cleveres Fazit:
„Wenn ich weniger ich bin und mich darum kümmere, dass sich andere um mich rum wohlfühlen – dann werde ich akzeptiert und gemocht.“
Also unterdrücken wir unsere Gefühle und wollen sie kontrollieren. Und diese Strategie hat auch oft ganz lange für uns funktioniert und tut sie ja heute noch teilweise.
Aber vielleicht kennst du das:
Du ärgerst dich über etwas oder bist verletzt oder wütend über etwas, das dein Partner, dein Kind, deine Kollegin gesagt hat.
Und dann atmest du tief durch – du willst ja gemocht werden – und denkst dir:
„Ach, ist ja nicht so schlimm. Vielleicht dramatisiere ich das jetzt wieder!“
Und schluckst deine Gefühle dazu runter. Da wir aber ein schickes Elefantengedächtnis haben, sammeln sich alle diese „ach ist ja nicht so schlimm“-Momente in einem kleinen Fass. Und du ahnst es:
Das läuft dann irgendwann über – und du verlierst die Kontrolle.
Und dann wundern sich alle, wo dieser krasse Gefühlsausbruch jetzt plötzlich herkommt. Und zack giltst du wieder als „schwierig“ und „zu viel“.
Gefühle wollen gefühlt werden. 🙂
Das ist nämlich das Ding mit den Gefühlen. Sie wollen nicht runtergeschluckt werden, sondern sie wollen gefühlt werden. Weil sie dich auf etwas aufmerksam machen wollen:
„Hallo, hier bitte hinschauen. Hier passt uns was nicht!“
Und du ignorierst sie. Und dann denken sich die Gefühle vielleicht sowas wie:
„Ha, nicht mit uns! Wenn sie nicht auf uns hören will, dann kommen wir halt wieder und wieder und wieder. Oder wir schicken ihr mal ein paar Magen-, Kopf- oder Rückenschmerzen. Irgendwann muss sie ja mal raffen, was wir ihr zeigen wollen.“
Deshalb kann ein erster Schritt sein, wenn du das Gefühl hast, deine Gefühle nicht unter Kontrolle zu haben, dich mal wirklich hinzusetzen und das Gefühl da sein zu lassen. Und zu schauen, was will es mir sagen? Wird da gerade ein Bedürfnis von mir übergangen? Geh ich oder jemand anderes gerade über meine Grenzen?
Und dann kommt der herausfordernde Teil: Grenzen setzen, kommunizieren, aushalten, dass das bei deinem Umfeld vielleicht nicht gut ankommt – denn so kennen sie dich nicht. Wie auch – das ist ja auch für dich neu…
Aber ich kann dir nur aus der Erfahrung sagen, auch wenn es anfangs echt nicht easy ist, es lohnt sich, da mal hinzuschauen.
Ob alleine, mit einer Therapeutin oder einem Coach.
Dein Leben wird sich auf Dauer leichter anfühlen, wenn du lernst, deine Gefühle zuzulassen, sie zu zeigen.
Weil du authentischer bist und nicht mehr all deine Energie darauf verwenden musst, dich anzupassen und zu verstellen. Und stell dir einfach mal vor, was du mit dieser freigesetzten Energie alles machen könntest…?
Alles Liebe für dich,
Susanne
Susanne Hillar, systemischer Kinder-, Jugend- & Erwachsenencoach, Netzwerkmitglied für 50733 Köln (D), www.susannehillar.de