Hochsensible suchen bestimmte berufliche Rahmenbedingungen

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(lro-db009-b01) Viele Hochsensible tun sich oft schwer, den für sie passenden Beruf zu finden, weil ihnen meist nicht bewusst ist, dass sie in erster Linie kein bestimmtes Berufsbild, sondern vielmehr bestimmte berufliche Rahmenbedingungen suchen. Sie suchen also (oft unbewusst) nicht den richtigen Job, sondern den richtigen Arbeitgeber. Die Ursachen hierfür liegen in ihrer besonderen Persönlichkeitsstruktur:

Hochsensible nehmen bedeutend mehr Informationen und Eindrücke aus Umwelt und Umfeld auf als Normalsensible.

Dazu sind hochsensiblen Menschen in der Lage, weil sie eine ganz besondere Gabe besitzen:

Der 6. Sinn von Hochsensiblen

Luca Rohleder
Ein Beitrag von Luca Rohleder

Der 6. Sinn von hochsensiblen Menschen lässt sie deutlich von der Masse unterscheiden. In der Summe resultiert daraus, dass das Nervensystem von Hochsensiblen bedeutend mehr Informationen aufnehmen muss als üblich. Es sind somit nicht nur die herkömmlichen fünf Sinne, die ein hochsensibles Gehirn zu verarbeiten hat, sondern vor allem die darüber hinaus, eher subtil empfangenen Informationen über Umwelt und Umfeld. Das Gehirn von HSP (Hochsensible Personen) wird also schon ab Geburt außergewöhnlich intensiv beansprucht. Es erreicht infolgedessen recht schnell ein außergewöhnlich hohes Trainingslevel. Es entwickelt sich eine Art Hochleistungssystem für die ganzheitliche Erfassung von Umwelteinflüssen.

Hochsensible wissen mehr über Menschen und Umstände als Normalsensible.

Diese wunderbare Fähigkeit der detailreichen Aufnahme und Verarbeitung von Informationen ist praktisch in jedem Berufsfeld gewinnbringend einsetzbar. Dies ist auch die Ursache, warum es kein typisches Berufsbild für Hochsensible gibt. Sie sind in nahezu jeder Branche und in sehr unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern anzutreffen.

Grundsätzlich kann durch die Kombination von Berufstätigkeit und ausgeprägtem 6. Sinn ein durchaus erfolgreiches Gemisch entstehen.

Es sind nicht nur Arbeitskollegen, Vorgesetzte oder berufliche Situationen präzise einschätzbar, sondern auch Unternehmenskonzepte und Arbeitsabläufe. HSP bemerken schon früh Verbesserungspotenziale oder Chancen, aber natürlich auch Unstimmigkeiten, während Normalsensible noch dabei sind, etwas umzusetzen oder zu verstehen.

Dank des 6. Sinns irren sich Hochsensible selten.

Zusammengefasst betrachtet bringen Hochsensible also Persönlichkeitsmerkmale mit, die zumindest fachlich gesehen überall einsetzbar sind. Obwohl sich demnach nicht die Frage stellt, welche Berufsbilder besonders gut geeignet sind, quälen sich dennoch auffällig viele Hochsensible, wenn es um ihre Berufstätigkeit geht. Bei näherer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass es selten der falsche Beruf ist. Vielmehr spielen ungeeignete Arbeitsbedingungen die größere Rolle.

Berufliche Rahmenbedingungen für Hochsensible

HSP brauchen bestimmte Rahmenbedingungen bei ihrer täglichen Arbeit. Faktoren wie positive Arbeitsatmosphäre, ethisches Handeln, ruhige Arbeitsplätze, eigenverantwortliches Arbeiten und vor allem sinnhaftes Tun sind elementar wichtig für sie. Diese Kriterien sind jedoch nicht unbedingt vom Berufsbild abhängig, sondern vielmehr von der Firmenphilosophie eines Arbeitgebers. Hochsensible suchen also nicht den richtigen Beruf, sondern den richtigen Arbeitgeber.

Hochsensible Menschen sind (meist unbewusst) auf der Suche nach dem richtigen Arbeitsumfeld, und nicht nach einem bestimmten Berufsbild.

Leider leben wir heute in einer sehr dynamischen und globalisierten Arbeitswelt. Daher sind heute immer öfter destruktive Arbeitsatmosphären, improvisierte Arbeitsabläufe und manchmal sogar absurde Arbeitsanweisungen zu beobachten.

Sind Hochsensible von solchen chaotischen Zuständen in der Arbeitswelt betroffen, können schnell innere Konflikte entstehen. Das hochsensible Naturell ist in diesem Fall mit den herrschenden Arbeitsbedingungen nicht mehr vereinbar. Dann wenden sich viele Hochsensible zum Beispiel einer selbstständigen Tätigkeit zu, was der hohe Anteil von Freelancern, Kleinunternehmern und Coaches unter Hochsensiblen bestätigt.

Oder sie suchen sich eine berufliche Tätigkeit, bei der sie zum Beispiel mehr im Hintergrund die Fäden spinnen können. Dann erleben wir Vorgesetzte, die auf den Rat von Hochsensiblen hören, weil sie erkannt haben, dass sie selten falsch liegen. In diesem Fall sind Hochsensible dank ihres 6. Sinnes bedeutend erfolgreicher als Normalsensible, weil sie jederzeit in der Lage sind, nicht nur Dienstleistungen oder Produkte, sondern auch Marketing- und Verkaufsstrategien auf Marktfähigkeit und Stimmigkeit abzuklopfen. Der 6. Sinn wird dann tatsächlich zu einer Art Geschäftssinn.

Vielleicht tragen sie eine Art Geschäftssinn in sich, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Besonders, wenn die Faktenlage unklar ist, kommt dem 6. Sinn von Hochsensiblen eine enorme Bedeutung zu. Wenn es um die intuitive Bewertung von Geschäftsideen, von unternehmerischem Handeln oder ganz einfach von Kundenwünschen geht, können Hochsensible aus dem Vollen schöpfen. Voraussetzung ist jedoch, dass sie im Laufe ihres Lebens gelernt haben, auf ihren 6. Sinn zu vertrauen. Erst dann wird ihnen in vollem Umfang bewusst, welch mächtige Gabe sie in sich tragen.

Luca Rohleder, Gründer des „Netzwerks Hochsensibilität“ und Autor von:


Die Berufung für Hochsensible, BuchempfehlungLuca Rohleder
Die Berufung für Hochsensible
Wie feinfühlige Menschen besser loslassen, ihr Urvertrauen stärken und berufliche Erfüllung finden können.
ISBN 9783981571141

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11 Kommentare

  1. Wunderbar beschrieben – Danke Luca. Und neben der Verantwortung, mir ein passendes (Arbeits-)Umfeld zu suchen oder mir zu gestalten, ist es ebenso wichtig, wie meine Chefs / Kollegen etc. / Vorgesetzte darauf reagieren, wenn ich gewaltfrei mit meinem 6. Sinn mühelos andere überhole…. wird versucht, mich mit Angst, Druck oder Tricks kleinzuhalten? Oder gibt es Akzeptanz, Augenhöhe oder sogar Unterstützung für mich und meine Kompetenzen? Da stoßen wir aktuell auf Jahrhunderte alte autoritäre Patriarchats-Strukturen, denen so etwas gar nicht passt. Bleibt also spannend: sieht die Angst, oder kann ich schon so gut für mich sorgen, meinen Weg (mit Gottes Hilfe) zu gehen, Stück für Stück, und im Fühlen zu bleiben? Herzlichen Gruß, Johannes

  2. Stimme ich voll zu. Musste jetzt mit 47 spontan kündigen, ohne was Neues zu haben. Mit Risiko der ALG Sperre und ohne Rücklagen. Nur weil die Chefin unzumutbar war und ich regelrecht krank davon wurde. Ich bleibe jedoch jetzt mal zuversichtlich, dass mein Mut sich auszahlt und ich einen guten Arbeitsplatz finden werde. Bin im sozialen Bereich tätig.

  3. Ich kann das alles bestätigen, ich habe bisher kaum einen Bereich erlebt wo ich mir vom Inhaltlichen die Arbeit nicht vorstellen konnte, eher ging es darum ob ich hinter der Arbeit die ich machte, und wofür das Unternehmen/der Arbeitgeber stand, auch selber stehen konnte, und ob die Rahmenbedingungen auch Raum für mich gaben.

    Wenn beide Aspekte passten, konnte ich immer aufblühen, ob nun im Handel, Gastronomie, oder auch in der Kinderbetreuung. Bei der Arbeitssuche braucht es dann gelegentlich etwas länger, aber ansonsten sind es ständige Wechsel, die auch nicht gut tun

  4. Ich setze mich zur Zeit als „Frischling“ mit HSP auseinander und finde mich immer sehr oft in einschlägigen Artikeln wieder. So auch hier. Ich bin 46 Jahre alt und immer noch auf der Suche nach einer Arbeit die mich ernährt und ausfüllt. Mein Lebenslauf ist dementsprechend ungerade. Es gab eine Zeit, in der ich ganz gut zurecht kam, weil ich kreativ arbeiten konnte. Als ich dann wegen der Bezahlung den Betrieb gewechselt habe bin ich sogar richtiggehend aufgegangen in meiner Tätigkeit. Ich konnte nämlich jetzt weitestgehend eigenverantwortlich arbeiten, fast ungestört. Und ich bekam auch noch positives Feedback von den Kunden. Leider endete das Arbeitsverhältnis im Burnout, unter anderem wegen des narzisstischen Chefs. Danach wollte ich mich selbständig machen. Das war mir dann doch zu unsicher, weil aussterbender Beruf und mangelnde finanzielle Sicherheit. Also nach der Reha Umschulung. Aber was bloss? Ich wählte das kleinere Übel und wurde Bauzeichner. Für mich der Horror in einem Raum mit 20 Leuten! Und alles schön durchgetaktet. Mangels Alternative habe ich mich da durchgebissen und verdiene jetzt wenigstens gut. Aber nach zwei Jahren im Architekturbüro bin ich immer noch unglücklich. Durch Corona war ich im homeoffice- da ging es mir wieder besser. Mein Gefühl sagt mir ständig: Mach etwas anderes! Ich komme nur einfach nicht drauf, was! Oder doch die Firma wechseln? Aber wird es dann wirklich besser? Noch siegt die Sicherheit des Bekannten… Ach!

    1. Hallo Gabriela,
      ich fühle so sehr mit Dir. Ich bin inzwischen 49 J. alt. Bis vor etwa zwölf Monaten hatte ich keine Ahnung von meiner Hochsensibilität. Mein Lebenslauf war chaotisch, leidvoll und verwirrend. 2020 hatte ich auch einen Burn-out und mein Leben änderte sich radikal. Inzwischen bin ich nebenberuflich selbstständig, als Autorin und Künstlerin. Hauptberuflich habe ich bisher auch nicht das Richtige gefunden. Alles in allem versuche ich mehr auf mein Bauchgefühl zu vertrauen, was mir immer noch nicht leicht fällt, da ich mein Leben lang gedrillt wurde zu tun, was andere mir sagen.

    2. Hallo Gabriela,
      ich kann Dich voll und ganz verstehen. Ich weiß auch erst seit zwei Jahren das ich HSP bin. Hatte in meinem Lebenslauf sehr oft Stellenwechsel. Eigentlich arbeitete ich im Lebensmiteleinzelhandel, bus wegen Burn Out ausscheiden musste. Dann ging es mit Praktikas auf Stellensuche, was mir mit 47 Jahren in einer Spedition gelang. Jetzt arbeite ich seit 10 Jahre in einem Großraumbüro mit etwa 50 Personen. Das laute Telefonieren und laute Gespräche machen mich komplett fertig und ich falle abends nur noch müde auf die Couch.Mir wurde vor zwei Jahre erst richtig klar, warum ich so bin, als ich begriff, was mit mir los ist. Es gehört zu unserem Lebensweg das wir nicht verkehrt sind, sondern genau richtig. Es macht auch keine Sinn zu überlegen was bei einem falsch läuft. Nämlich nichts. Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg, das Du den Beruf findest wonach der ist. Alles gute Viele liebe Grüße

  5. Kann ich alles bestätigen! An erster Stelle stehen für mich die Sinnhaftigkeit meiner Tätigkeit und das Betriebsklima. Außerdem ist für mich sehr wichtig, dass ich mich bei der Arbeit frei entfalten kann (aber ist das nicht bei allen Menschen so?)

    Ich arbeite in einem Gemeindebüro in einer evangelischen Kirchengemeinde. So konnte ich von Anfang an mein Bedürfnis nach selbstbestimmter und abwechselungsreicher Tätigkeit erfüllen. Außerdem handelt es sich um ein Non-Profit-Unternehmen, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Das Klima ist im Großen und Ganzen respektvoll und konstruktiv. Natürlich gibt es manchmal auch Spannungen. Ich denke oft tagelang über solche Spannungen nach und suche nach Verbesserungen.

    Seit unserer Fusion mit Nachbargemeinden gibt es kaum noch ruhige Arbeitsphasen, was ich sehr anstrengend finde, da ich sehr gerne ruhig und konzentriert arbeite. Aber eine berufliche Selbstständigkeit wäre mir zu riskant und unsicher und aufgrund der Tatsache, dass ich schon seit meiner Jugendzeit mit Migräne lebe, möchte ich natürlich den Stress nicht noch weiter erhöhen.

  6. Schöner Artikel. Auch ich habe beruflich meine Nische gefunden. Zum Glück kann ich alleine arbeiten und brauche auf kein Arbeitsumfeld Rücksicht zu nehmen.
    Das wäre für mich enorm belastend.
    Die Tätigkeit als Freiberufler ist für HSP oft die beste Lösung, auch wenn es wirtschaftlich häufig eine Herausforderung darstellt.

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