Hochsensible: Das Problem mit negativen Glaubenssätzen

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(shü) „Führungspositionen sind nichts für mich“, „Ich halte dem Leistungsdruck nicht stand“, „Termine über Termine – wofür der ganze Stress?“ Diese und ähnliche Sätze höre ich immer wieder in der Begegnung mit Hochsensiblen. Doch in solchen negativen Glaubenssätzen können sich auch Gefahren für Hochsensible verbergen.

Sandra Hüttenrauch, Netzwerkmitglied, Profilbild
Ein Beitrag von Sandra Hüttenrauch

Ich selbst ertappe mich auch bei solchen Gedanken. Dies macht deutlich: Viele Hochsensible leiden unter einem geringen Selbstwertgefühl. Von Kindheit an haben sie die Erfahrung gemacht, in dieser überfüllten, schnelllebigen, leistungs- und wettbewerbsorientierten Gesellschaft anzuecken. Erfolg und Reichtum gelten für sie nicht als erstrebenswerte Ziele.

Vielmehr stehen Werte wie Ruhe, Zufriedenheit und ein ausgeglichenes Leben im Vordergrund. Die „Schau nach innen, in die Tiefen der Seele“ erfüllt Hochsensible mehr, als das Haschen nach dem nächsten Kick.

Sinnfragen treiben hochsensible Menschen stärker um, als das hektische Alltagsleben.

Naturerfahrungen oder Literatur erscheinen für sie attraktiver, als ein Abend vor dem neusten Flachbildschirm. Dass Hochsensible hier gegen den Mainstream schwimmen, liegt auf der Hand, auch, dass kopfschüttelnde Bemerkungen der Umgebung nicht ausbleiben.

Wenn Hochsensible Glaubenssätze übernehmen

Selbstverständnis vs. Fremdverständnis: Sehr früh in ihrem Leben haben Hochsensible negative Glaubenssätze anderer Menschen verinnerlicht. Sie bekommen vermittelt, lebens- und gesellschaftsunfähig oder vielleicht sogar psychisch krank zu sein. Dies führt Hochsensible zur Annahme, sie selbst wären falsch.

Oft versuchen Hochsensible, sich an ihre Umgebung anzupassen, sich zu verbiegen und die Erwartungen und Wünsche anderer zu erfüllen.

Nur so seien sie, ihrer Überzeugung nach, liebenswert. Der Preis dieser Anpassung: Selbstentfremdung, Selbstverleugnung bis hin zum Gefühl, sich verloren zu haben. Hochsensible trauen sich meist zu wenig zu. Sie stellen ihr Licht unter den Scheffel (vgl. Mt 5, 14) und leben unter ihrem Potential.

Oft kennen Hochsensible ihre einmaligen Stärken als hochsensible Person nicht (oder zu wenig).

Mit anderen Hochsensiblen haben sie kaum oder nur wenig Kontakt. Diese heilsamen Begegnungen unter Gleichgesinnten eröffnen oft zum allerersten Mal das Gefühl, vollständig verstanden und akzeptiert zu werden. Willst auch du dich mit anderen hochsensiblen Menschen austauschen? Dann empfehle ich dir, dich mit anderen Hochsensiblen mehr zu vernetzen.

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Hochsensibilität und Narzissmus?

Natürlich besteht auch die Gefahr, dass Hochsensible sich aufgrund ihrer Hochsensibilität über andere Menschen erheben. Besonders in den sozialen Netzwerken wird Hochsensibilität gehypt.

Typisch hochsensible Stärken wie emotionale und soziale Intelligenz, Hochbegabung, Kreativität, Gewissenhaftigkeit und Ordnungsliebe erfahren dann eine Überbetonung.

Ich behaupte jedoch, dass gerade Hochsensible mit einem geringen Selbstwertgefühl diese Konzentration auf ihre Stärken benötigen, um wieder ein gesundes und ausgeglichenes Selbstverständnis aufbauen zu können.

Nach außen mag dies den Anschein vermitteln, Hochsensible präsentierten sich als „bessere Menschen“. Auf die Spitze getrieben wird z.B. in einem Artikel* von „Psychologie heute“ behauptet, Hochsensibilität und hypersensitiver Narzissmus korreliere miteinander. Die Autoren beziehen sich hier auf ein nachgewiesenes Anspruchsdenken Hochsensibler, da diese sich von ihrer Umgebung Rücksicht und Verständnis für ihre schnelle Überreizung wünschen würden.

Ich möchte hier nicht ausschließen, dass es auch einzelne hochsensible Narzissten gibt (Wobei der Begriff „Narzissmus“ zu klären wäre. Denn gewisse narzisstische Anteile dürften für jeden Menschen überlebensnotwendig sein.

Gefährlich wird es beim pathologischen Narzissmus, welcher gesunde Beziehungen unmöglich macht). Auf die Mehrheit aller Hochsensiblen dürfte dies jedoch nicht zutreffen. In wesentlichen Punkten unterscheidet sich Narzissmus von Hochsensibilität: Narzissten können sich kaum in andere Menschen einfühlen.

Narzissten sind emotional nicht in der Lage, die Bedürfnisse ihres Gegenübers zu erspüren und anschließend auf diese einzugehen.

Narzissten schaffen es vielleicht, Menschen auf kognitiver Ebene zu scannen, meist aber um ihre eigenen Vorteile daraus zu ziehen. Sie sind unfähig, sich über Erfolge ihrer Mitmenschen zu freuen.

Hochsensible dagegen feiern Erfolge anderer, als wären sie ihre eigenen.

Sie spüren sehr schnell, was die Menschen in ihrer Nähe empfinden und brauchen. In ihrer Selbstlosigkeit gehen sie meist darauf ein und vergessen, sich im gesunden Maß abzugrenzen. Durch ihre Gutmütigkeit und ihr einfühlsames Verstehen (das „Fehler bei anderen entschuldigt, sehr schnell aber bei sich sucht) besteht sogar die Gefahr, leicht Opfer von Narzissten werden.

Diese „Anfälligkeit“ thematisieren zahlreiche Bücher zur Hochsensibilität und Artikel (siehe z.B. https://www.hochsensibilitaet-netzwerk.com/ziehen-hochsensible-narzissten-foermlich-an/)

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Sich den Vorteilen von Hochsensibilität bewusst machen

Ob selbst hochsensibel oder nicht, ich lade dich ein, Hochsensibilität als das anzunehmen, was sie ist:

Eine einzigartige Persönlichkeitsausprägung mit vielen Gaben und Herausforderungen!

„Andere sehen dich so, wie es für sie passt und wie sie dich sehen wollen. Doch am Ende zählt, wie du dich selbst sehen willst.“ (Brianna Wiest)

Sandra Hüttenrauch, Psychologische Beraterin, Diplom Religionspädagogin, Coach für Hochsensible, www.lebenskunst-huettenrauch.de, Netzwerkmitglied für 83313 Siegsdorf (D)


*) https://www.psychologie-heute.de/hochsensibilitaet-narzisstische-zuege

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