Hochsensible als Bindeglied für gesellschaftliche Regeneration

(jbe-db099) Wir leben in turbulenten Zeiten, die das vorherrschende Weltbild der Bevölkerung auf diesem Planeten in Frage stellen. Viele maßgebliche Akteure scheinen nicht mehr im Dienst der Menschen oder unseres Planeten zu stehen, was unter anderem zu einer psychisch und physisch stark belasteten Bevölkerungen führt. Hochsensible Menschen (HSP) könnten in der Zukunft das fehlende Bindeglied sein, um diese politische und gesellschaftliche Fehlentwicklung heilen zu können.

Hochsensible könnten als Changemaker fungieren.

Bereits 2007 haben D.M. Taylor und G.M. Taylor in einem Artikel die Notwendigkeit eines Wandels hin zu nachhaltigeren Systemen prägnant beschrieben: Sie erklären, dass wir über unsere derzeitigen sozialen und wirtschaftlichen Werte hinausschauen müssen, wenn wir eine nachhaltigere Welt für uns und kommenden Generationen schaffen wollen. („The Collapse and Transformation of Our World” (2007) D.M. Taylor and G.M. Taylor, Journal of futures Studies)

Das Streben nach innovativen Lösungen im Bereich der Nachhaltigkeit sowie der Wunsch, zur Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen beizutragen, sind häufige Merkmale hochsensibler Menschen.

Die Herausforderungen, mit denen wir heute konfrontiert sind, sind immer hochkomplex und aus verschiedenen Gründen für die Mehrheit der Bevölkerung nicht leicht zu erfassen. Hochsensible und Empathen haben besondere Talente, die es ihnen ermöglichen, diese Komplexität zwischen alten und neuen Systemen auf innovative Weise zu schließen.

HSP sind in der Tat das fehlende Bindeglied, das es ermöglicht, das zu erkennen, zu entwickeln und zu thematisieren, was für die Regeneration unserer Gesellschaft erforderlich ist.

Viele HSP haben die erforderlichen kognitiven Kompetenzen und den Wunsch neue Systeme für eine nachhaltigere Wirtschaft und eine gerechtere Welt aufzubauen. Normalerweise wird dies in einem abwertenden Sinne betrachtet – als ob sie nicht genug Filter oder Widerstandsfähigkeit hätten, um in unserer lauten und schnellen modernen Welt zurechtzukommen oder zu gedeihen. Man könnte diese besondere Art der Neurodiversität jedoch auch so beschreiben, dass HSP über einen sechsten Sinn verfügen – eine gewisse Wissbegierde oder Intuition, die nicht gut in eine Welt passt, die darauf ausgerichtet ist, Informationen hauptsächlich durch Messen, Abwägen und Analysieren von Daten auf lineare Weise zu validieren. In unserer Zeit werden die hochsensiblen Talente der rechten Gehirnhälfte, die in der Lage sind, Atmosphären zu spüren und zu interpretieren, unbewusste Informationen zu lesen und schwache Signale aufzufangen, nicht annähernd so geschätzt wie die Lösungsansätze der linken Gehirnhälfte (Iain Mc Gilchrist, The Master and his Emissary, 2009).

Ich gehe davon aus, dass das wahre Potenzial von Hochsensiblen oft unter jahrelangem Mobbing und Missbrauch durch Narzissten begraben ist.

Unsere Gesellschaft ist gnadenlos, wenn es darum geht, die Vorrangstellung von durchsetzungsfähigen, aggressiven und oft narzisstischen Persönlichkeitstypen zu verteidigen.

Lassen Sie uns der Vollständigkeit halber kurz die Eigenschaften zusammenfassen, die HSP gemeinhin zugeschrieben werden und von denen viele in Wirklichkeit Anzeichen für ein stark dysreguliertes Nervensystem sind:

Überwältigung aller Art
Empfindlichkeiten gegenüber Nahrungsmitteln, Substanzen und Medikamenten
Panikattacken, Angststörungen, Depressionen, etc.
Unfähigkeit, laute Umgebungen zu ertragen
Bedürfnis nach Harmonie um jeden Preis. Aggressives und übermäßig durchsetzungsfähiges Verhalten kann nicht gut toleriert werden
Übernahme von Verantwortung, die nicht die eigene ist
Perfektionismus

Das geschulte Auge erkennt leicht die Ähnlichkeiten mit Personen, die ein hohes Maß an Traumata oder komplexen Traumata im Nervensystem und in den verkörperten Gedächtnissystemen aufweisen. Lassen Sie uns nun über die Gaben und das Potenzial der Hochsensiblen sprechen:

Kreativ und oft innovativ.
Sehr intuitiver Verstand und ein sensibel ausgerichteter Körper, der wie eine Antenne für schwache Signale funktioniert.
Priorität der rechten Gehirnhälfte – hohes Bewusstsein für die „Gestalt“, eher als für die linearen Repräsentationen der linken Gehirnhälfte.
Systemisches Denken.
Integrale Art, die Welt wahrzunehmen (K. Wilber, Integrale Psychologie, 1994).
Freude an komplexem Denken.
Sehr gut im Lesen „schwacher Signale“.
Sehr gut darin, die Gefühlszustände anderer Individuen oder Gruppen zu erkennen.
Gemeinschaftsorientiert.
Kollaborationsorientiert.

Ein aufmerksames Auge wird viele Schlagworte entdecken, die heutzutage in der Werbung, der Politik und in Blogs reichlich verwendet werden. Die spezifischen Talente von HSP würden perfekt zu diesem Narrativ zu passen. Im Großen und Ganzen werden HSP jedoch durch ein System, das im Prinzip zu ihren Ungunsten ausgerichtetes ist, ausgeschlossen.

Vor allem diejenigen HSP, die sich selbst als Changemaker sehen, müssen aus der Peripherie des wirtschaftlichen Systems heraustreten und sich Anerkennung und Gehör verschaffen!

Es ist an der Zeit, dass Hochsensible ihre Verantwortung wahrnehmen, sich von Traumata heilen und sich selbst ermächtigen, damit sie zu dem Wandel beitragen können, in dem wir uns befinden.

HSP wurden so lange zum Opfer gemacht, dass sie dieses Narrativ über ihre Unzulänglichkeiten und vermeintlichen Schwächen tief geschluckt haben, oder sie haben sich an die Vorteile gewöhnt, die es mit sich bringt, wenn man sich wie ein Fußabtreter verhält, um zu überleben. Es erfordert Anstrengung und Hingabe aus diesem Schatten herauszutreten.

Aber aus dem Schatten Du treten musst! (Yoda).

Lasst uns aufbrechen, wir werden gebraucht.
Lasst uns in Gemeinschaft finden und uns gegenseitig unterstützen.
Lasst uns gemeinsam mit talentierten und innovativen Nicht-HSPs an einer Zukunft arbeiten, die der Menschheit als Ganzes dient.

Jole Berlage, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Integrales Coaching für Hochsensible, www.integralcoreproject.com