Hochsensibilität in der Partnerschaft
(che-db103-b03) Hochsensible Menschen sind in einer Partnerschaft verschiedensten Herausforderungen ausgesetzt. In diesem Blogartikel möchte ich dir einige Tipps geben zum Thema „Hochsensibilität & Partnerschaft“.
Wie du als hochsensibler Mensch gesunde und erfüllte Beziehungen auf Augenhöhe führst und aus den Dramen der Vergangenheit aussteigen kannst.
Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich in der Vergangenheit selbst durch viele problematische und zutiefst gestörte partnerschaftliche Beziehungen gegangen bin. Das ging bis zu dem Zeitpunkt so, als erneut meine Beziehung mit meiner damaligen Partnerin komplett zu Bruch ging und in einem großen Drama endete.
Ich überlegte woran es liegen könnte, dass mir immer wieder die gleichen Dinge in Beziehungen widerfahren: Abhängigkeit, Aufopferung, „nicht mehr frei fühlen“, meine eigenen Interessen hintenanstellen, Unzufriedenheit, Kontrolle, Streit, endlose Diskussionen…
Ich kam letztendlich zu dem Ergebnis, dass das alles wohl doch mehr mit mir selbst zu tun hat, als mit meiner Partnerin.
So setzte ich mich ab diesem Zeitpunkt mit mir selbst auseinander und entdeckte in mir genau die Muster, die mich daran hinderten, die richtige Partnerin anzuziehen und eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen.
Hier habe ich für dich meine Erkenntnisse aus dieser Zeit und einige Tipps für eine erfüllte und glückliche Beziehung zusammengefasst:
1. Du bist nicht für deinen Partner verantwortlich
Wir hochsensiblen Menschen fühlen uns meist zutiefst verantwortlich für unseren Partner/unsere Partnerin (im folgenden Text benutze ich das Wort „Partner“ für beide Geschlechter). Wir möchten, dass es dem Partner gut geht, haben immer ein offenes Ohr für seine Probleme und Sorgen und möchten ihn unterstützen und ihm helfen, wo immer es nur geht.
Das ist grundsätzlich eine sehr positive und wertvolle Eigenschaft, wenn sie bewusst und wohl dosiert eingesetzt wird. Wenn ich jedoch versuche, meinem Partner alles recht zu machen, meine eigenen Bedürfnisse immer hintenanstelle und versuche jeden Wunsch des Partners zu erfüllen, verliere ich mich selbst. Früher oder später wird mir meine Seele zeigen, dass das nicht der richtige Weg ist. Ich werde unzufrieden, unglücklich und fühle mich unfrei. Und: Das ist wahr! Nur macht man dann gerne den Partner für diese „Unfreiheit“ verantwortlich, statt zu erkennen, dass man es selbst ist, der sich durch sein eigenes Handlungsmuster die Freiheit genommen hat.
Stelle sowohl die Bedürfnisse deines Partners, aber auch deine eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt und finde ein gesundes Maß, das dir ermöglicht, beides miteinander zu verbinden.
Sage auch mal bewusst „Nein!“ zu deinem Partner, wenn dieser bestimmte Erwartungen an dich stellt, die du gerade nicht erfüllen kannst/möchtest. Jeder muss – vor allem auch in Beziehungen – lernen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
2. Dein Partner ist nicht für dich verantwortlich
Auch du musst erkennen, dass dein Partner nicht für dich verantwortlich ist. Natürlich darfst und sollst du deine Bedürfnisse, Gefühle und Probleme mit deinem Partner kommunizieren. Aber du kannst nicht immer davon ausgehen, dass dein Partner deine Bedürfnisse erfüllt oder gar deine Probleme für dich lösen kann. Übernimm Verantwortung für dein Wohlergehen und mache dich nicht von deinem Partner abhängig. Sei dabei ehrlich mit dir!
Wenn du erkennst, dass du gerade deinen Partner für etwas verantwortlich machst, was in Wahrheit deine eigene Aufgabe ist, beobachte das und gestehe es dir ein, ohne dich dafür zu verurteilen.
Nimm dich selbst liebevoll so an, wie du bist und gib dir selbst die Liebe und Aufmerksamkeit, die du dir von deinem Partner ersehnst. Hole dir deine Verantwortung zurück und kümmere dich gut um dich selbst!
3. Liebe bedeutet Freiheit
Wahre Liebe hat nichts, absolut nichts mit Abhängigkeit zu tun. Wahre Liebe lässt frei. Das bedeutet, dass sowohl du als auch dein Partner absolute Freiheit besitzen. Ihr beide dürft und könnt alles tun, was ihr möchtet.
Die Frage ist, ob das Gegenüber das akzeptieren kann oder nicht.
Lass mich das erklären: Wenn dein Partner dich z.B. betrügt oder lediglich dazu benutzt, seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, dir aber keine Wertschätzung und keinen Respekt entgegenbringt, so hat das nichts mit einer gesunden Beziehung zu tun. Du hast in diesem Falle die Freiheit, deinem Partner dies mitzuteilen, so dass er/sie die Chance bekommt, sein Verhalten zu überdenken und seine eigene Angst/Abhängigkeit zu erkennen. Tut er/sie das nicht, hast du die Freiheit, diese Beziehung zu beenden, wenn sie dir nicht guttut.
Fällt es dir schwer, die Beziehung zu beenden, weil du denkst, dass du ohne deinen Partner nicht zurechtkommst und nicht ohne ihn leben kannst?
Beobachte und akzeptiere deine eigene Abhängigkeit und Unfreiheit.
Wende ihr liebevoll deine gesamte Aufmerksamkeit zu, ohne zu bewerten. Das wird dir helfen, zunächst die Abhängigkeit und im nächsten Schritt die Beziehung aufzulösen, wenn du dich dazu entscheidest.
Lasst euch gegenseitig eure Freiheiten, eure Hobbies, eure Freunde und Tätigkeiten, die ihr liebt.
Erlaubt es euch, Dinge auch mal getrennt voneinander mit Freunden oder allein zu machen. Wer wirklich zu dir gehört, wird dich nicht verletzen. Er wird sich freuen, wieder zu dir zurückkehren zu dürfen. Jemand, der für dich bestimmt ist, wird mit seinen eigenen Ängsten und seiner Eifersucht arbeiten und sich seinen eigenen Schatten stellen, statt dich dafür verantwortlich zu machen, dass sie da sind.
4. Beziehungen sind dazu da, dich bewusst zu machen
Genau dazu sind Beziehung da: Sie dienen dazu, unsere eigenen ungeteilten Anteile an die Oberfläche zu befördern. Beziehungen sind nicht dazu da, dich „ganz“ oder „glücklich“ zu machen.
So erhältst du in Beziehungen sehr viele Chancen, diese Wunden, die meist aus der frühen Kindheit oder Jugend stammen, ein für alle Mal zu heilen.
Beobachte dazu genau, was sich dir zeigt. Akzeptiere innerlich jedes Gefühl, jede Emotion und bleibe mit deiner Aufmerksamkeit und Achtsamkeit dabei, so lange es da ist. Rede mit deinem Partner darüber, ohne ihn dafür anzuklagen. Erkläre, wie du dich fühlst und was diese Emotion ausgelöst hat. Erkenne auch, welche früheren Erfahrungen damit zusammenhängen. Überprüfe, ob die jetzige Realität tatsächlich mit diesen Erfahrungen zu tun hat oder ob du das, was jetzt gerade ist, durch die Brille der Vergangenheit betrachtest und es so auf eine verzerrte Art und Weise wahrnimmst.
5. Du bist für dich verantwortlich
Akzeptiere, dass DU ALLEIN für dein Wohlbefinden und deinen inneren Raum verantwortlich bist. Übernimm die volle Verantwortung über dein Leben und „räume“ regelmäßig in dir auf. Was ich damit meine? Erkenne deine eigenen blockierenden und schädlichen Handlungsmuster und sei dabei ehrlich mit dir selbst. Akzeptiere deine Emotionen und Gefühle und schau dir alles an, was sich dir innerlich zeigt. Bleibe mit deiner Aufmerksamkeit bei dir und dem, was in dir vorgeht.
Handle nach außen hin authentisch und kommuniziere respektvoll und ehrlich mit deinem Partner. Teile deine Gefühle mit, ohne deinen Partner anzuklagen. Triff authentische Entscheidungen und erkenne, dass du ohne Partnerschaft genau so viel wert bist wie mit.
Erkenne, dass du auch ohne einen Partner leben und auf eigenen Füßen stehen kannst.
Du kommst alleine zurecht, ein Partner ist quasi „das Sahnehäubchen auf der Torte“.
6. Kontrolle = Angst
Jeder, der in einer Beziehung den eigenen Partner manipuliert und kontrolliert ist nur von einer Kraft getrieben: Angst.
Angst, den Partner zu verlieren, Angst vor dem Alleinsein, Angst davor, nicht gut genug zu sein. So hat z. B. jeder Narzisst ein Selbstwertproblem, genauso wie jeder, der mit einem Narzissten zusammen ist. Der Narzisst maskiert seine Unsicherheit/Angst mit Kontrolle und Dominanz.
Derjenige, der mit einem Narzissten zusammen ist glaubt, ohne den Partner nicht leben zu können, die gleiche Angst ist also auch hier vorhanden, zeigt sich aber auf andere Art und Weise. Die Störung ist an und für sich die gleiche. Eine unbequeme Wahrheit, der man sich aber stellen muss, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, wenn man darin gefangen ist, lautet:
Das Wichtigste ist, dass man dem Narzissten nicht glaubt, wenn er einen durch Worte klein halten und manipulieren will.
Es ist wichtig, den eigenen Wert zu erkennen. Schaue dir auch die eigene Angst an, akzeptiere sie, aber lasse dich von ihr nicht kontrollieren.
7. Sei authentisch!
Triff authentische und für dich passende Entscheidungen. Gehe in der Partnerschaft auch gewisse Risiken ein, nur so kann eine Beziehung wachsen und beidseitige Entwicklung stattfinden. Es mag auch vorkommen, dass du dich von deinem Partner trennen musst, um dich weiterentwickeln zu können. Aber denke daran: Du kommst allein zurecht! Lasse dies zu deinem Mantra werden. Du wirst einen Partner finden, der viel besser zu dir passt und dir all das mitbringt, wovon du immer geträumt hast, wenn du zunächst lernst, deinen eigenen Wert zu erkennen.
Du brauchst deinen Partner nicht mehr, um dich erfüllt, wertvoll und geliebt zu fühlen. Du bist es bereits!
Bis du das für dich selbst nicht erkannt hast, werden sich diese Sätze nur wie hohle Phrasen anhören. Suche und finde dein Glück zunächst in dir selbst, dann bist du bereit, eine wirklich tiefe und lebendige Beziehung auf Augenhöhe zu führen!
Christopher Hensellek, www.hypersensibel.com, Autor von:
Christopher Hensellek
Metamorphose
Hochsensibel gesund leben
ISBN 978-3-7431670-0-1
Und wie ist das wenn dieses „ich bin gut wie ich bin“ dazu führt das man nicht mit jemandem zusammen sein kann weil der andere eben in diesem ICH bin gut als Fremdkörper vorkommt und für Ablenkung sorgt?
Ich finde den Beitrag Partnerschaft und Hsp zu allgemein gehalten… Das was geschrieben wurde, passt und so sollte doch jede Partnerschaft sein…. Ich habe als HSPLer aber auch noch andere Dinge, die in einer Beziehung schwer zu leben sind und eine große Kompromissbereitschaft vom Partner erwarten… Das kommt in dem Bericht irgendwie nicht vor… Schade….
LG Konni