Das bemerkenswerte Harmonieverständnis von Hochsensiblen

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Luca Rohleder
Ein Beitrag von Luca Rohleder

(lro-db038-b02) Woher kommt eigentlich das außergewöhnliche Harmonieverständnis von hochsensiblen Menschen?

Hochsensible verfügen über eine ausgeprägte Intuition. Dieser sechste Sinn ist das, was Hochsensible deutlich von Normalsensiblen unterscheidet. Dieser Bestandteil ihrer Persönlichkeit versetzt sie in die Lage, mit dem Reich der Ideen, Ahnungen und Einsichten in Verbindung zu treten.

Es entsteht eine Art inneres Wissen, ob etwas stimmig ist oder nicht.

Betreten Hochsensible einen Raum, begegnen unbekannten Menschen oder werden mit sonstigen Gegebenheiten konfrontiert, spüren sie sehr genau, ob alles in Ordnung ist oder etwas im Argen liegt. Dies ist auch die Erklärung, warum Hochsensible logischerweise auch ein ausgeprägtes Harmonieverständnis in sich tragen müssen. Denn Harmonie entsteht immer dann, wenn alles stimmig – also in Ordnung – ist. Und genau dies spüren hochsensible Menschen Tag für Tag.

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Was ist eigentlich Harmonie?

Das enorme Harmonieverständnis von hochsensiblen Menschen ist also ein Nebeneffekt ihrer ausgeprägten Intuition. Der Begriff Harmonie ist intellektuell jedoch nur sehr schwer erfassbar – man muss ganz einfach „wissen“, was das ist. Es geht also augenscheinlich um eine Art „höhere Ordnung“. Werden wir damit konfrontiert, erleben wir das Gefühl der Harmonie – die Richtigkeit des Schönen. Ein höheres Ideal, das durch die Natur unverrückbar vorgegeben ist und meist von allen Modeerscheinungen unberührt bleibt.

Hochsensible besitzen also die großartige Fähigkeit ein Ideal der Stimmigkeit zu erkennen, ohne, dass ihnen dies in den meisten Fällen selbst bewusst ist.

Vielleicht ist dies auch die Ursache, warum sich viele Hochsensible nichts sehnlicher wünschen, als in Harmonie ihr Leben zu leben. Nichts kann sie mehr belasten, als nicht gelöste Konflikte, unausgesprochene Probleme oder sonstige Themen, die nicht im Gleichgewicht sind.

Das Harmoniebedürfnis von Hochsensiblen ist nicht Folge mangelnder Konfliktbereitschaft, sondern vielmehr ist sie das Resultat eines inneren Wissens, was richtig oder falsch ist.

Nur Hochsensible können diesen Satz tatsächlich verstehen. Weniger sensible Menschen werden darüber wohl nur den Kopf schütteln, denn wenn sie bestimmte Missstände nicht wahrnehmen können, kann man ihnen auch nicht den Vorwurf machen, wenn sie sich nicht dagegen auflehnen. Oft sind sich Hochsensible auch dieser Tatsache nicht bewusst und setzen einfach voraus, dass ein Gegenüber das gleiche innere Wissen und Harmonieverständnis besitzt wie sie selbst.

Die Geschichte ist voll von Menschen, die immer wussten, was richtig oder falsch ist – was harmonisch ist oder nicht – was Schönheit tatsächlich bedeutet, ohne es je verbal begründen zu können.

Sicher ist Leonardo da Vinci einer der berühmtesten Vertreter eines Hochsensiblen, der durch sein inneres Wissen unfassbar Schönes erschaffen konnte. Er wusste über die Existenz eines „höheren Ideals“. So konnte er der Menschheit Werke hinterlassen, die eine perfekte Harmonie ausstrahlen und sich dem Diktat des Mainstreams entziehen. Das Gleiche gilt für die klassische Musik:

Beethoven, Bach & Co. werden immer gehört werden, egal welche Zeiten angebrochen sind.

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Der innere Ordnungssinn

Lange Rede, kurzer Sinn: Obwohl die wenigsten Hochsensiblen dazu berufen sind, große Künstler zu werden, tragen sie dennoch dieses geheimnisvolle Wissen in sich, ob etwas einer „höheren Ordnung“ entspricht. Wenn etwas auf einem Gemälde nicht zusammenpasst oder bei einem Musikstück disharmonisch klingt, wird es Hochsensiblen sofort auffallen. Es ist ihr Urinstinkt, der sie den ganzen Tag, Minute um Minute spüren lässt, ob um sie herum alles stimmig ist.

Aber auch Geistiges können sie mit ihrem „inneren Ordnungssinn“ abklopfen.

Hören Hochsensible von einer Idee oder einem Plan, haben sie recht schnell ein sicheres Gespür, ob dies in die Realität passt oder nicht.

Das können Arbeitsabläufe, Unternehmensstrategien, Werbekonzepte oder ganz einfach nur Lebenspläne eines Bekannten sein.

Einige Hochsensible, die sich als Coach, Trainer oder Berater betätigen, können sich diese Fähigkeit manchmal selbst nicht erklären. Sie fühlen sich oft in der Lage, Zukunft vorherzusehen. Dies ist jedoch ein Trugschluss: Zukunft ist nicht vorhersehbar! Vielmehr ist es ihr „höherer Ordnungssinn“, der sie ganz einfach „wissen“ lässt, ob eine Idee, ein Umstand oder ein Vorhaben das Zeug dazu haben, sich harmonisch in die Welt der Realität einfügen zu können.

Hochsensible kennen scheinbar die „höheren Regeln der Ordnung“, denen alles Leben unterworfen ist.

Leider leben viele hochsensible Menschen diese beneidenswerte Fähigkeit nicht immer aus. Dann kann man beobachten, wie sie versuchen, zumindest unbewusst ihrer Sehnsucht nach Harmonie nachzukommen. In diesen Fällen muss dann auf dem Schreibtisch alles seinen richtigen Platz haben. Oder sie eignen sich einen übertriebenen Ordnungssinn an, den sie z. B. in ihrem Zuhause im Übermaß ausleben.

Alles muss rein und stimmig sein, damit sie zumindest ein ganz kleines Stück ihrer Vorstellung über eine harmonische Welt erfüllt bekommen.

Allerdings kann das Ganze schnell aus dem Ruder laufen und zur Last werden.

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Perfektionismus

Perfektionismus ist die Kehrseite eines hohen Harmonieverständnisses. Dann beginnen Hochsensible, selbst kleinste Fehler nicht mehr zu akzeptieren. So verlieren sie beispielsweise bei der Arbeit ihre Fähigkeit zu improvisieren. Oder sie leiden unter schweren inneren Konflikten, wenn sie mit Schlamperei konfrontiert werden. Alles, was nicht den eigenen perfektionistischen Vorstellungen entspricht, führt dann zu inneren Zerreißproben, die sie um den Schlaf bringen lässt.

Wenn Hochsensible aber im Laufe ihres Lebens einmal eingesehen haben, dass andere überhaupt nicht erkennen können, ob etwas perfekt ist – ob etwas einer „höheren Ordnung“ entspricht, dann werden sie schnell dem pathologischen Perfektionismus den Rücken kehren.

Dann beginnen sie, ihre goldene Mitte zu finden und ihre große Sehnsucht nach Harmonie zu relativieren.

Ihre Toleranzbandbreite für Umfeld und Umwelt vergrößert sich und Hochsensible hören auf, andere von etwas überzeugen zu wollen, das sie eh nie verstehen werden können.

Hochsensible entwickeln sich im Laufe ihres Lebens zu stillen Genießern und erfreuen sich insgeheim an ihrem einzigartigen inneren Wissen

Wer Hilfe in Anspruch nehmen möchte, dem greifen sie gerne unter die Arme. Für alle anderen entwickeln sie die Stärke und den Mut, sie (wider besseres Wissen) ihrem Schicksal zu überlassen.

Mehr Leichtigkeit tritt ins Leben und Hochsensible verbannen die Gefahr, sich das Leid anderer auf die eigenen Schultern zu laden. Aber alles in allem wissen Hochsensible nur zu gut:

Wer die Welt zumindest ein ganz kleines Stückchen perfekter machen möchte, der sollte einfach hochsensible Menschen fragen.

Luca Rohleder, Gründer des Netzwerks, Buchautor und Blogger


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Aquarelle Bildnachweis: LUCA Tagebuch, illustriert mit Aquarellmalerei und schönen Sprüchen zum Nachdenken

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5 Kommentare

  1. Wenn bestimmte Menschen einen Raum betreten, einen Fremden treffen oder anderen unerwarteten Umständen begegnen, scheinen sie eine erhöhte Fähigkeit zu haben, sofort zu erkennen, ob alles normal ist oder nicht. Man kann also davon ausgehen, dass Menschen, die sehr empfindlich auf die Gefühle anderer reagieren, auch ein ausgeprägtes Verständnis für Harmonie benötigen.

  2. Lieber Luca,
    eine Beobachtung:
    bei mir lassen sich Schubladen nicht ganz schließen, wenn es noch etwas zu tun gibt. Ist die Ordnung vollendet, schließt es sich ganz leicht.

    Liebe Grüße von Katja

  3. Danke, für deine stimmigen Zeilen.

    Ich musste schmunzeln, denn ich habe mich in Deinen Zeilen wiedergefunden. Mit zunehmenden Alter lasse ich den Perfektionismus immer mehr los und lächele dabei immer mehr in mich hinein.
    Auch mein Urinstinkt ist mir in den letzten Jahren sehr hilfreich gewesen und hilft immer noch, zu erkennen, ob etwas stimmig ist oder nicht.
    Ich bin mittlerweile froh darüber, die zu sein, die ICH BIN.

    Stimmige Grüße
    Jana

  4. PS: Vielleicht noch einmal etwas anderes.

    Ich liebe die Zeichnungen, gerade weil sie nicht perfekt sind, so wie es in der Natur auch nicht der Fall ist. Und ich liebe diese liebevolle Gestaltung und ich bin dankbar dafür, dass du uns so viel von deiner freien Zeit geschenkt hast, um eine solche Homepage ins Leben zu rufen und so aktiv zu führen.

    Danke für all deine Zeit.

    Sonnige Grüßli

    Linda

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