Hochsensible Arbeitszeitreduzierung: 3 Gründe, die dafür sprechen
(nli-db057-b02) Manchmal kann für Hochsensible eine Arbeitszeitreduzierung sinnvoll sein. Es sprechen einige Argumente dafür, aber auch dagegen. In diesem Artikel möchte ich mich jedoch auf die Vorteile einer Arbeitszeitreduzierung konzentrieren. Wenn du dies ernsthaft in Erwägung ziehen solltest, muss ich dich gleich schon einmal vorwarnen:
Eine Arbeitszeitreduzierung wird in deinem Umfeld nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen.
Das geschieht aus dem ganz einfachen Grund, weil eine Arbeitszeitreduzierung derzeit noch etwas ist, was nicht viele Menschen umsetzen, schon gar nicht, wenn sie unter vierzig sind und keinen offensichtlichen „Grund“ (z.B. gesundheitliche Probleme, Pflegefall in der Familie, Kindererziehung usw.) dafür vorweisen können. Auch finanzielle Gründe sprechen dagegen: Weniger Arbeit bedeutet schlicht weniger Geld – diesen Einschnitt können viele Arbeitnehmer einfach nicht machen, weil sie auf das monatliche Einkommen angewiesen sind.
Unabhängig davon gibt es aber immer mehr Menschen, die aus Überzeugung weniger arbeiten und den finanziellen Einschnitt beispielsweise durch eine Reduzierung ihrer Fixkosten kompensieren.
Auch immer mehr Firmen sind offen für diesen Weg. Microsoft Japan beispielsweise testete erst vor kurzem die 4 Tage Woche – und fand heraus, dass die Produktivität um 40 Prozent (!) anstieg und die Arbeitnehmer insgesamt glücklicher waren. Solltest du ein zartbesaiteter Mensch sein, der dies ebenfalls in Betracht zieht, lasse dich von mir ermutigen, diesen Schritt zu gehen – er birgt einige nicht zu unterschätzende Vorteile:
3 Gründe, warum für Hochsensible eine Arbeitszeitreduzierung sinnvoll ist
1. Du hast weniger Stress
Aufgrund ihres sensibleren Nervensystems sind empfindsame Menschen anfälliger gegen Stress, d.h. sie müssen insgesamt mehr Eindrücke aufnehmen und verarbeiten. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass es gerade für sie noch wichtiger ist, eine geregelte Balance zwischen arbeitsreichen Phasen und Entspannung zu pflegen.
Wenn du weniger arbeitest, hast du weniger Stress, weil du weniger beruflichem Input ausgesetzt bist und anstrengende Arbeitsspitzen besser ausgleichen kannst.
Voraussetzung dafür ist natürlich, dass du einen Teil deiner Arbeit an andere abgeben kannst, alles andere würde dein empfindsames Stresssystem höchstwahrscheinlich Ping Pong spielen lassen.
Gehen wir also davon aus, dass diese Bedingungen erfüllt sind, d. h. du entschließt dich, deine regulären 40 Stunden (= Arbeitszeit von 8.00 Uhr bis 16.30 Uhr) auf 30 Stunden zu vermindern und dein Arbeitgeber spielt mit. Wenn es gut läuft, könntest du dann täglich bereits um 13.30 Uhr die Segel streichen – vorausgesetzt, du startest bereits um 7 Uhr und hältst die gesetzlich vorgeschriebene Pausenzeit von 30 Minuten ein. Oder aber du gehst am Mittwoch um zwölf Uhr. Darüber hinaus kannst du natürlich auch einen Tag in der Woche komplett freimachen und arbeitest dafür an den anderen Tagen mehr.
Optionen gibt es viele, was jedoch immer ausschlaggebend ist:
Deine finanziellen Verhältnisse, deine persönliche Leistungskurve UND die Belange des Betriebes.
Sofern dein Arbeitgeber und du hier ein Übereinkommen findet, das allen Bedürfnissen gerecht wird, habt ihr viel gewonnen: Du im Hinblick auf eine bessere Work-Life-Balance und dein Arbeitgeber im Hinblick auf ein deutlich effektiveres Arbeiten (siehe Musterbeispiel Microsoft).
2. Du hast mehr Zeit für dich
Du als sensibler Mensch brauchst immer wieder Phasen des Rückzuges um Kraft zu tanken, das geht den meisten in sich Gekehrten so. Eine Arbeitszeitreduzierung ermöglicht dir genau das, sofern du dir die zusätzlich gewonnene Zeit nicht mit (möglicherweise unliebsamen) privaten Verpflichtungen zuknallst.
Nutze eine Arbeitsreduzierung für Dinge, welche du liebst und die du sonst vernachlässigst.
Gehe ohne schlechtes Gewissen an einem Montag ins Schwimmbad, verschlinge ein gutes Buch oder besuche einen Malkurs. Alles, was dir Spaß macht, ist richtig. Merke dir: Diese Zeit ist eine nicht zu verachtende Qualitätszeit, die du ganz speziell für dich schaffst und zwar, weil du es dir wert bist. Lebe also bitte nicht nur, um fleißig zu tun und zu schaffen, stattdessen sei einfach dazwischen auch immer mal wieder – das ist mindestens genauso wichtig, um auf Dauer kraftvoll im Arbeitsleben zu bestehen!
3. Du hast mehr Zeit für andere
Du hast deine beste Freundin schon ewig nicht mehr gesehen, mit dem Hund ausgiebig geschmust oder die ehemalige Nachbarin im Altenheim besucht? Zu viele andere Verpflichtungen und Termine? Außerdem hattest du zu viel Stress im Büro und musstest dich am – sowieso schon vollgeladenen – Wochenende erholen?
Tipp für Hochsensible: Durch eine Arbeitszeitreduzierung, kannst du all diese Dinge unter der Woche machen. Ohne Probleme und „einfach mal so“.
Was nicht zu unterschätzen ist: Beziehungspflege und bereichernde soziale Kontakte sind ganz wunderbare Kraftspender nicht nur für Feinfühlige. Viel zu oft gehen beispielsweise richtig gute Freundschaften auseinander, weil keine Zeit mehr da ist, um regelmäßig zu telefonieren oder sich zu sehen. Naheliegender Grund: Die Verpflichtungen des Alltags (Arbeit, Familie, pflegebedürftige Eltern usw.) erscheinen wichtiger.
So vergeht Jahr um Jahr, bis man eines Tages feststellt, dass man eine eigentlich wichtige Person auf seinem Lebensweg verloren hat.
Ein unwiederbringlicher Verlust, der möglicherweise verhindert werden könnte – zum Beispiel mit einer Arbeitszeitreduzierung.
Fazit – hochsensible Arbeitsreduzierung
Eine Arbeitszeitreduzierung kann besonders für Hochsensible eine wunderbare Möglichkeit sein, um einen geregelten Ausgleich zwischen Arbeit und Entspannungsphasen zu schaffen. Sie ermöglicht mehr Raum für das Alleinsein, das Pflegen von persönlichen Interessen oder den Kontakt mit geliebten Menschen.
Trotzdem gilt es gut zu prüfen, ob dies eine Möglichkeit für jeden ist: Die finanziellen Einschnitte (z. B. geringeres Einkommen, geringere Renteneinzahlungen usw.) und Folgen (z. B. negative Reaktionen im Umfeld) sind nicht zu unterschätzen. Auch gilt es, eine passende Einigung mit dem Arbeitgeber zu finden und sich auf keinen Fall darauf einzulassen, die gleiche Arbeit in weniger Zeit zu verrichten.
Ist dies alles aber mit gutem Gewissen und problemlos umsetzbar, lasse mich dir eine letzte, ganz banale, Frage stellen:
Worauf wartest du?
Alles Gute,
deine Nicole
Nicole Lindner, Betreiberin des Portals www.meinweg-deinweg.de und Autorin von:
Nicole Lindner
Feinfühligkeit trifft auf Berufsleben
Wie Sie Beruf und Ihr Naturell in Einklang bringen können.
ISBN 9783982012551
Liebe Nicole,
danke für Deinen Beitrag zum Thema Arbeitszeitreduzierung.
Wenn man täglich 6 statt 8 Stunden arbeitet, braucht man allerdings keine Mittagspause berücksichtigen. Erst wenn die Arbeitszeit mehr als 6 Stunden am Stück dauert. Ich würde das gerne machen, leider habe ich nur 25,5 Stunden, da ich Teilzeitkraft bin. Meine Kinder sind aus dem Haus, deshalb könnte ich aufstocken, aber dies ist an meinem Arbeitsplatz nicht möglich.
Die Sache mit der Vier-Tage-Woche hat außerdem einen Haken: die Arbeitnehmer müssen an den vier Tagen jeweils 10 statt 8 Stunden arbeiten. Für mich persönlich wäre das keine Alternative. Würde mich mal interessieren, wie andere HSP darüber denken.
Viele Grüße aus Düsseldorf von
Brigitte Klein