Übergang weiterführende Schule: 4 Tipps für hochsensible Kinder

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(shi-db181) Der Übergang auf die weiterführende Schule ist total aufregend, aber oft auch eine echte Herausforderung für hochsensible Kinder. Und gerade wenn deinem Kind schon die Eingewöhnung in der KiTa und die Einschulung nicht so leicht gefallen ist, machst du dir bestimmt Sorgen, wie der Start in der weiterführenden Schule laufen wird.

Susanne Hillar, Netzwerkmitglied
Ein Beitrag von Susanne Hillar

Die gute Nachricht:

Du kannst im Vorfeld und auch nach dem Schulstart ganz viel dafür tun, dass der Übergang deinem Kind leichter fällt.

Starke Gefühle zum Schulstart

Eine neue Schule bedeutet auch Abschied nehmen von der Grundschule – einer Klasse, in der dein Kind sich hoffentlich wohlgefühlt hat, in der es Freunde und Freundinnen gefunden hat und die jetzt eben nicht alle mit ihm weitergehen können. Abschied nehmen von den Bezugspersonen – dem Klassenlehrer oder der Sportlehrerin. Das ist einfach wirklich traurig und da hochsensible Kids einfach eine tiefere Emotionsverarbeitung haben, fühlen sie das ganz schön doll – auch wenn sie sich vielleicht zeitgleich auf die neue Schule freuen.

Mein Tipp:
Sprich mit deinem Kind über die Gefühle, die da aufkommen können. Ich frage die Kids im Coaching gerne, wie das Gefühl denn aussieht, welche Farbe es hat, welche Form, wo es im Körper sitzt und was es Gutes für sie will. Und wenn ihr das Gefühl dann auch nochmal malt und schaut, wo es mal Urlaub machen kann, dann nimmt das ganz oft den Druck raus (funktioniert auch mit allen anderen Gefühlen ).

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Ängste und Schlaflosigkeit vor Schulbeginn

Neue Situationen bringen auch häufig viele Sorgen und Ängste mit sich:

  • Was, wenn ich auf der neuen Schule keine neuen Freundinnen oder Freunde finde?
  • Wie wird das mit den neuen Fächern sein?
  • Was, wenn ich nicht gut genug bin?
  • Was, wenn die Lehrerinnen und Lehrer mich nicht mögen?
  • Wie läuft das eigentlich mit dem Schulweg?

Das sind alles Fragen, die dein Kind schon in den Ferien umtreiben können. Als Hochsensible sind wir sehr gut darin, die Worst-Case-Szenarien durchzuspielen – gerne auch vor dem Schlafengehen.

Mein Tipp:
Setzt euch gemeinsam hin und schaut, welche Sorgen, Ängste denn da sind. Dann kannst du schauen – gab es schon mal ähnliche Situationen, die dein Kind gemeistert hat? Und wenn ja, was hat ihm geholfen? Oder du erzählst davon, wie es bei dir war und kannst ihm vielleicht ein paar Tipps mitgeben.

  • Was könnt ihr jetzt schon dafür tun, dass der Schulweg ihm keine Angst mehr macht?
  • Könnt ihr euch die Schule nochmal ansehen, um mögliche Fragen zu klären?
  • Den Weg zum Klassenzimmer, wo sind die Toiletten, etc.

Und dann malt euch unbedingt auch mal das Best-Case-Szenario aus – gerne so konkret wir möglich – das hat unglaubliche Auswirkungen auf unser Unterbewusstsein:

Wie würde dein Kind sich den Schulstart denn wünschen und was braucht es dafür?

Wie kann es beispielsweise auf neue Mitschülerinnen zugehen? Vielleicht hilft ihm ein kleines Rollenspiel dafür.

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Überforderung durch neue Reize

Für uns Hochsensible – egal in welchem Alter – bedeuten Veränderungen erstmal eins:

Viel zu tun fürs Nervensystem.

Eine neue Schule bedeutet neue Fächer, neue Lehrerinnen und Lehrer, eine neue Umgebung, vor allem jede Menge Mitschüler und Mitschülerinnen und da weiterführende Schulen ja meist größer sind als Grundschulen – viel mehr Reize, die auf dein Kind einprasseln: mehr Geräusche, mehr Gerüche (ich erinnere mich noch sehr gut an Schweißgerüche und „Vanilla Kisses“- Deos – bah) und auch mehr Gefühle um sie herum.

Und das alles prasselt meist ungefiltert auf dein Kind ein – kein Wunder, wenn es da erschöpft ist, Wutausbrüche oder heftiges Weinen an der Tagesordnung steht oder mit Kopf- oder Bauchschmerzen reagiert – all das können Anzeichen für ein überlastetes Nervensystem sein.

4 Tipps für das Nervensystem hochsensibler Schulkinder

1. Routinen entlasten das Nervensystem:

Je routinierter euer Alltag in der ersten Zeit nach dem Schulstart abläuft, desto mehr kann das Nervensystem deines Kindes zuhause entspannen und dein Kind die neuen Reize verarbeiten. Vielleicht etabliert ihr eine neue Morgen– und Abendroutine – z. Bsp. abends schon die Klamotten für den nächsten Tag rauslegen, Dankbarkeitsübungen, Lesen, ruhige Musik hören …

2. Entzerrt euren Alltag:

Versuche den Alltag gerade in den ersten Wochen für euch nicht zu sehr vollzuballern. So gibst du deinem Kind Zeit, erstmal anzukommen und sich an die neue Situation zu gewöhnen. So kannst du bspw. Arzttermine, die nicht unbedingt sein müssen, in den Herbst verlegen. Vielleicht auch erst im Herbst mit dem neuen Hobby starten. Und ein paar Wochen mal keine Verabredungen unter der Woche vereinbaren.

3. Anstrengende Reize minimieren:

Vielleicht kannst du deinem Kind Noise-Cancelling – Kopfhörer oder Ohrstöpsel für Bus, Schulhof oder Schulgebäude mitgeben.
Außerdem hilft ein kleines Döschen mit Watte und ein paar Tropfen ätherischem Öl (z.Bsp. Neroli für die Nerven), an dem dein Kind riechen kann, wenn im Umfeld zu viele unangenehme Gerüche sind.

4. Pausen sind wichtig.

Gerade die großen Pausen sind für viele meiner Coachees im Kinder- und Jugendcoaching total anstrengend. Sie wollen zum einen mit ihren Freundinnen und Freunden abhängen, aber es ist eben so ultra laut überall. Vielleicht gibt es einen Raum – wie bspw. eine Bibliothek – in den sich dein Kind zumindest in einer Pause zurückziehen kann. Oder eine Ecke auf dem Pausenhof, in der es nicht ganz so laut ist.

Hier ist der Grat zwischen „Ich brauche Ruhe“ und „Ich will keine Einzelgängerin sein“ sehr schmal.

Wichtig ist, dass dein Kind weiß, dass es okay ist, Pausen zu machen, sich Ruhe zu gönnen. Und wenn es erstmal ein Nickerchen beim Nachhausekommen ist.

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Hochsensible Kinder: Jedes Kind ist anders

Was mir ganz wichtig ist – das muss nicht alles auf dein Kind zutreffen – denn jedes Kind tickt anders.

Ich wünsche mir, dass der Artikel dir dabei hilft, dein Kind vielleicht an der ein oder anderen Stelle besser zu verstehen und dadurch entspannter mit den neuen Herausforderungen umzugehen. Und auch für das Selbstvertrauen deines Kindes ist es so wichtig zu wissen, was bei Hochsensiblen in seinem Alter normal ist. Denn so oft haben hochsensible Kinder das Gefühl, dass mit ihnen was nicht stimmt.

Dein Kind darf lernen, dass es toll so ist, wie es ist und ihr ganz viel dafür tun könnt, dass der Schulstart, anders als befürchtet, viel entspannter wird.

Alles Liebe für euch,

Susanne

Susanne Hillar, Systemischer Kinder-, Jugend- & Erwachsenencoach, Netzwerkmitglied für 50733 Köln (D), www.susannehillar.de


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