3 Übungen für Hochsensible für ein besseres Abgrenzungsvermögen
(nfu-db126-b04) Viele Hochsensible beklagen manchmal ihr unzureichendes Abgrenzungsvermögen. Damit möchte ich mich heute beschäftigen und dir einige Übungen und Tipps mitgeben.
Das Zauberwörtchen „Nein“.
Beate möchte in die Küche, erstmal einen Schluck Kaffee genießen. Ihr Kollege kommt ihr entgegen und sagt: „Kannst du mal eben einen neuen Kaffee kochen? Ich bin in Eile.“ Als Beate die Küche betritt, schaut es aus wie immer: Die Kaffeekanne ist leer und steht auf der eingeschalteten Platte, die Spülmaschine ist fertig, aber niemand hat sie ausgeräumt. Darum stapelt sich auch das gesamte Geschirr neben und in der Spüle. Na gut, denkt sich Beate, macht ja sonst keiner. Und wieder verbringt sie ihre kurze Pause mit den Gefälligkeiten für die anderen.
Kennst du diese oder ähnliche Situationen? Vielleicht auch in Form von gut gemeinten Ratschlägen der Eltern, Kollegen oder der Schwiegermutter. Die Einmischung der Freundin, die doch die klassische Hausfrau und Mutter ist und das Konzept der Lebensgestaltung, das du für dich gewählt hast, so gar nicht nachvollziehen kann. Und jetzt die gute Nachricht:
Du bist nicht allein.
Abgrenzung und frühzeitiges „Nein sagen“ kannst du lernen. Werde dir deiner selbst wieder bewusster. Ja, Selbstbewusstsein besteht darin, sich immer wieder seiner Selbst bewusst zu sein bzw. zu werden. Du solltest dich wieder mehr mit dir selbst auseinandersetzen und mal auf Dein „Bauchgefühl“ achten.
3 Übungen für ein besseres Abgrenzungsvermögen
Abgrenzungsvermögen – Übung 1:
Mach dir zuerst klar, warum du es (noch) nicht schaffst, dich abzugrenzen.
- Was bezweckst du mit deinem Einsatz?
- Knüpfst du eine bestimmte Erwartung an die stetige Erfüllung der Wünsche deiner Kollegen oder Mitmenschen?
- Welchen Vorteil verschaffst du dir damit (scheinbar)?
Vielleicht sagst du jetzt: Ich erwarte doch nichts. Unerhört, also das mache ich doch alles freiwillig. Ja? Wirklich? Bist du dir sicher?
Antwortest du wirklich gerne mit „Ja“, wenn der Kollege mal wieder fragt:
- „Kannst du mal eben…“
- „Du bist ja eh gerade dabei…“
- „Das macht dir doch nichts aus…“
- u.s.w.
Oder willst du lieber „Nein“ sagen? Sich auch mal Zeit für sich gönnen? Auch mal pünktlich – und vor allem nicht immer als letzter – das Büro verlassen?
Was ist für dich drin?
Schreib dir deine Antworten auf. Mach dir deinen „Schmerz“ und den „gedachten Gewinn“ klar. Hier einige Beispiele:
- Hast du das Helfersyndrom (so sind mir die anderen etwas „schuldig“)?
- Brauchst du Lob und Anerkennung für mehr Selbstbewusstsein?
- Der Wunsch nach Bestätigung?
- Möchtest du einer bestimmten „Clique“ oder Gruppierung angehören?
- Bist du harmoniebedürftig?
- Hast du den Eindruck du könntest jemanden verletzen?
- u.s.w.
Hast du deine Trigger erkannt? Und nun? Ich denke beim Aufschreiben der „Vorteile“ wird dir nach und nach bewusst, dass du das eine oder andere sicher auch auf anderem Wege erhalten kannst. Richtig? Genau. Und damit sind wir bereits bei Übung 2.
Abgrenzungsvermögen – Übung 2:
Erkenne dich selbst an!
- Was findest du besonders großartig an dir selbst?
- Was ist bemerkenswert?
- Wofür würdest du dir selbst eine Medaille geben?
- Erkenne dich selbst (wieder) an. Wenn du dich selbst mehr wertschätzt, bist du auch in der Lage, anderen wertschätzend Grenzen aufzuzeigen. Sag doch einmal „Ja“ zu dir selbst. Verändere deine innere Haltung, dein eigenes Programm zum Thema Selbstwert und Selbstbewusstsein.
Werde Dir klar darüber, was Du Dir selbst wert bist und denk darüber nach, warum Du angefangen hast „es allen recht machen zu wollen“.
Warum sagst Du zu allen Anfragen, Bitten und Kompromissvorschlägen „Ja“?
Wechsel die Perspektive und fang an, dich wieder wichtig zu nehmen. Verändere die Prioritäten. Mach dir klar, was du willst. Wenn du dir klar darüber bist, was genau du willst, dann kannst du deine eigenen Prioritäten ganz anders vertreten. Bei dieser Denkaufgabe wird dir auch ganz klar werden, was du eben nicht willst.
Abgrenzungsvermögen – Übung 3:
Erstell dir eine Liste von Dingen, die du willst und auch von Dingen, die du nicht (mehr) tun möchtest. So erkennst du schneller Deine Prioritäten und kannst zukünftig leichter „Nein“ sagen zu Dingen oder Aufgaben, die dich nicht interessieren.
Tipp: Schreib die Liste und mach diese anfangs (für dich selbst) täglich sichtbar.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und wenn du Übung mit der Liste hast und dir nach drei Wochen ganz klar ist, was du wirklich willst und was eben nicht, kannst du die Liste auch mal beiseitelegen.
Jetzt bist du gewappnet für die nächste Anfrage. Du hast eine Art Plan im Kopf und fühlst dich gut. Aber Achtung: Die nächste Anfrage kommt natürlich als du – bepackt mit 10 Ordnern und dem Kaffee – aus dem Fahrstuhl in Richtung deines Arbeitsplatzes gehst. Total gehetzt – und schon wurde aus dem gedachten „Nein“ wieder ein „Ja, okay“.
8 Tipps für kurzfristiges Abgrenzungsvermögen
1. Du hast die Wahl:
Wenn du es nicht tust, wird eine andere Person helfen.
2. Was ist für dich wichtig?
Denk an deine Prioritätenliste.
3. Erinnerung für 21 Tage:
Unterstütze dich selbst mit der Liste und schau (anfangs) täglich drauf. Ergänze regelmäßig Dinge, die dir wichtig sind und Dinge, die du nicht mehr tun möchtest.
4. Wem?
Wem willst du deine freie Zeit schenken?
5. Durchatmen:
Verzögere ein schnelles „Ja“ durch Überlegen. Habe ich die Zeit wirklich? Was müsste ich eventuell absagen, wenn ich jetzt „Ja“ sage?
6. Keine Rechtfertigung:
Ein „Nein“ fühlt sich anfangs komisch und ungewohnt an, ein „ich würde ja gerne, aber…“ dient allerdings nur dazu unser eigenes Gewissen zu beruhigen und schwächt die Position. Mach dir klar, dass der andere auch egoistisch ist und dich um Hilfe bittet. Du darfst formulieren „Ich möchte lieber nicht.“ Ehrlich und konsequent.
7. Achtsamkeit & Selbstbewusstsein:
Spür dich in die Situation hinein. Bist du achtsam mit dir selbst? Bist du dir deiner Selbst bewusst?
8. Ist es das wert?
Frag dich, ob es eine Sache wirklich wert ist, wenn es sich nur um eine Gefälligkeit handelt, wegen derer du „dazugehören“ möchtest. Frag dich bitte, ob du das wirklich willst. Wertschätzung, die an eine Bedingung geknüpft ist, ist keine wirkliche Wertschätzung.
Übung macht den Meister. Du wirst sehr schnell feststellen, was genau dir „Unwohlsein“ bereitet oder welche Art der Absage dir schwerer fällt. Vielleicht hängt es auch tatsächlich mit der Situation zusammen und wo man dich gerade „erwischt“. Meine Empfehlung:
Bleib achtsam und erhöhe mit den Übungen dein Abgrenzungsvermögen.
Sei ehrlich zu dir selbst und der erste Schritt in die richtige Richtung ist getan.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Umsetzung.
Nicole Führing, Die Potenzialentfalterin, www.nicolefuehring.de