3 typische Probleme hochsensibler Kinder

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(jsc-db030-b02) Als Eltern sind wir besonders empfänglich für die Herausforderungen, die hochsensible Kinder mit sich bringen. Dabei übersehen wir schnell, dass jedes „Problem“ auch als Chance gesehen werden kann. Hier sind drei typische Probleme hochsensibler Kinder und Tipps, was du als Elternteil tun kannst, um damit umzugehen:

  1. Johanna Schön
    Ein Beitrag von Johanna Schön

    Mein Kind hat vor allem Angst.

  2. Mein Kind ist ständig laut, unruhig und überdreht.
  3. Mein Kind ist ein zurückhaltender Einzelgänger.

3 Typische Problem hochsensibler Kinder

1. Mein Kind hat vor allem Angst

Mein hochsensibler Sohn ist fast bis zum dritten Geburtstag draußen in Hausschuhen unterwegs gewesen, weil er sich nicht getraut hat, seine Füße in feste Straßenschuhe zu stecken. Er hielt sich viele Male kreischend an mir fest, wenn wir Fahrstuhl gefahren sind. Er badet nur selten und lässt sich noch seltener seine Haare waschen. Einmal wollte er im Frühling nicht auf dem Balkon spielen, sondern lieber drinnen, weil die Vögel im Kastanienbaum so laute Geräusche machten.

Veränderungen, neue Sinneseindrücke, Menschenmengen, Geräusche, Fahrstühle, Züge, Flugzeuge, Wasser, Sand, Klebriges, Klassenfahrten, alleine sein: All das und mehr kann für hochsensible Kinder sehr intensiv und beängstigend sein.

Warum? Es gibt Hochsensibilität auch unter anderen Säugetieren: Mein Lieblingsbild ist das einer Gruppe Rehe, die auf einer Lichtung grasen. Während die Mehrzahl ruhig frisst, gibt es ein paar wenige, die immer wieder hochschrecken. Bei den kleinsten Anzeichen von Gefahr. Das sind die hochsensiblen Tiere, die die anderen beschützen, indem sie als erste Alarm schlagen, wenn sie einen Feind wittern. Hochsensible haben naturgemäß oft größere Schwierigkeiten als andere, sich in Sicherheit zu wägen.

So gehst du damit um:
Die Angst nicht ausreden (à la „Ist doch nicht so schlimm!“, „Ist gleich vorbei!“ oder sogar „Hab dich doch nicht so!“), sondern anerkennen und benennen. Ausgesprochene Gefühle sind weniger belastend. Außerdem Ruhe bewahren. Der Leuchtturm in der Brandung sein: Sicherheit ist das Stichwort. Schließlich ist das Kind ja dabei, überall Gefahr zu wittern. Und wenn wir als Eltern Sicherheit ausstrahlen können, dann kommt auch die Neugier durch, die ebenfalls für hochsensible Kinder typisch ist. Denn sie wollen die Welt entdecken und genau wissen, was irgendwo dahintersteckt. Sie wollen Verbindungen knüpfen und herausfinden, wie etwas funktioniert. Und dann sehen wir auch die Ressource hinter dem Problem:

Mein Kind hat eine vorsichtige Neugier.

2. Mein Kind ist ständig laut, unruhig und überdreht

Mein Sohn ist im Kindergarten ruhig und zurückhaltend. Er sitzt irgendwo und beobachtet dieses chaotische und laute Gewusel. Er saugt alle Eindrücke und Geschehnisse in sich auf. Und sobald ich ihn abhole, entwickelt er eine so laute Tenorstimme, dass ich denken könnte, mein Vierjähriger wäre ein 25-jähriger grölender Fußballfan. Dann dröhnt es für den Rest des Tages „TAAATÜÜÜTAATAAA“, „ALARM“ und „Piupiu! PISTOLE!“. Er ist auf Einbrecherverfolgungsjagd. Beim Abendessen rutscht er unruhig auf seinem Stuhl hin und her, von dem er manchmal dann auch prompt runterfällt. Natürlich nicht lautlos, sondern mit viel Wumms und Geschrei.

Hochsensible Babys schreien viel. Kleinkinder und ältere Kinder sind manchmal ganz plötzlich laut, unruhig, quengelig, jammernd, unkonzentriert. Ihr Verhalten ist nicht gestört, sondern sie sind einfach schnell überreizt. An hochsensiblen Kindern geht nichts spurlos vorbei. Sie saugen alles auf und müssen es noch lange verarbeiten und ausagieren.

So gehst du damit um:
Auch hier gilt Ruhe bewahren. Ein wütendes „Hör auf mit dem Quatsch!“ wirkt kontraproduktiv. Besser: Einen sicheren Rahmen bieten, um die überschüssige Energie gefahrlos entladen zu können. In die Spiele mit einsteigen, halt mal eine halbe Stunde lang Einbrecher sein. Für Bewegung sorgen, am besten draußen in der Natur. Und natürlich immer im Kopf haben, dass ein besonders reizintensiver Tag auch seine Spuren in deinem hochsensiblen Kind hinterlassen wird. Wenn du dafür ein liebevolles Verständnis aufbringen kannst, dann wirst du schnell eine wichtige Ressource deines hochsensiblen Kindes verinnerlichen:

Mein Kind erlebt intensive Sinneseindrücke und Erfahrungen.

3. Mein Kind ist ein zurückhaltender Einzelgänger

Mein Kind rennt auf dem Spielplatz nicht freudig auf fremde Kinder zu, sondern ängstlich vor ihnen weg. Besonders vor den Kleinen. Die Großen schaut er eher interessiert beobachtend an. Hochsensible Kinder fühlen sich oft ihren Altersgenossen nicht richtig zugehörig. Auch ich selbst konnte es als Kind kaum erwarten, endlich erwachsen zu werden.

Hochsensible Kinder werden von anderen schnell als „schüchtern“ oder „zurückhaltend“ abgestempelt. Sie gehen nicht sofort auf andere zu, beobachten lieber, meiden große Gruppen. Soziale Kontakte sind sehr intensiv für dein hochsensibles Kind. Es ist besonders empfänglich für die Stimmungen und Emotionen, die der Andere ausstrahlt.

So gehst du damit um:
Gelassen bleiben. Deinem Kind zunächst vertrauen, dass es gut für sich sorgt. Es nicht auf jede Grillparty oder Familienfeier mitschleppen, nur weil „sich das so gehört“. Feinfühlig und achtsam im Umgang mit ihm sein. Dann bekommst du auch mit, ob es sich einsam fühlt oder auch fröhlich und ausgelassen sein kann im Umgang mit anderen. Und du wirst merken:

Mein Kind erlebt intensive, tiefgehende soziale Kontakte.

Probleme können auch Ressourcen sein

Natürlich kannst du dir auch eingestehen, wenn du als Elternteil nicht weiterweißt. Sollten die Probleme tatsächlich überhandnehmen, dann such dir professionelle Hilfe. Meist hilft aber schon eine Frage der Sichtweise. Virginia Satir hat für die systemische Familientherapie die Technik des „Reframing“, also Umdeuten, erfunden. Wofür ist das scheinbar problematische Verhalten nützlich? Was steckt noch dahinter?

Wenn du das Problem in einem anderen Licht siehst, dann entdeckst du die wundervollen Ressourcen, die in deinem hochsensiblen Kind stecken und kannst es dabei unterstützten, sein volles Potenzial zu entfalten.

Johanna Schön, Psychologische Beraterin & Fachberaterin für Hochsensibilität, www.schoen-und-sicher.com


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